Rainald Grebe Rainald Grebe: «Und raus damit in die Arena!»
BERLIN/MZ. - An zwei Krücken humpelt Rainald Grebe ins Berliner Waldbühnenrund. Sein Versprechen möchte er einhalten und zu seinem Konzert "Halleluja Berlin" am 18. Juni auf einem weißen Wallach in Berlins größte Naturbühne einreiten. Ganz der Häuptling eben. Nur hat sich der Ober-Apache Ostdeutschlands mit Kölner Wurzeln bei seiner ersten Reitstunde im März den Meniskus gezerrt.
Als seine PR-Agentin ihm aus einer Plastiktüte den charakteristischen Grebe-Federschmuck reicht, ist er wieder ganz der Alte: Rainald Grebe, wie er leibt und lebt. Und erzählt. Wie er am 14. April seinen 40. Jahrestag beging. Und von dem Plan, sein erstes Waldbühnenkonzert zu geben. So wird aus seinem "Orchester der Versöhnung" für einen einzigen Abend das Waldbühnenorchester. "Die Zuschauer erwartet ein großer Zirkus mit viel Musik und vielen Theaterelementen. Es wird sehr live sein, sehr intim und dennoch bombastisch. Wir mobilisieren alle Kräfte und dann: Raus damit, in die Arena!" Über 100 Menschen, langjährige Weggefährten und Freunde, will Grebe nach Berlin holen. "Viele wissen auch noch gar nicht, dass sie dabei sein werden", schmunzelt der Comedian. Als Roten Faden hat er sich überlegt, die bewegte Geschichte der Waldbühne wieder aufleben zu lassen. Natürlich gehöre dabei das legendäre Konzert der
"Rolling Stones" aus dem Jahr 1965 dazu. "Die ,Stones' hatten tierische Angst vor ihren Fans, weshalb sie nur ein sehr kurzes Konzert gaben. Daraufhin demolierte das wütende Publikum die Waldbühne zu Kleinholz. Wir werden das im Juni wieder aufleben lassen - in welcher Form, wird sich noch zeigen..." Der künstlerische Fundus, aus dem Grebe dabei schöpfen kann, bietet weit über 100 Songs. Selbstredend darf der Länderblock mit allen fünf Grebe-Hymnen zu den Neuen Bundesländern im Konzert nicht fehlen. So erwartet der Künstler Tausende von Thüringern. Drei bis vier Stunden könne das Konzert dauern, aber: "Allein mit dem Umlaut in der Thüringen-Hymne lassen sich ja mehrere Minuten füllen."
Ost-West und die daraus resultierende Soziale Frage: Alles das treibt Rainald Grebe um, der sich auch als musikalischen Kartografen sieht. "Die Wiedervereinigung ist das Größte, was ich je erlebt habe. Da ich sehr autobiografisch arbeite, sind die dadurch entstandenen Chancen und Konflikte mein Lebensthema. Der Luxus der Leere. Was passiert, wo nichts mehr ist?"
Natürlich ist auch Größenwahn ein Thema. 2010 gab Rainald Grebe mehrere ausverkaufte Konzerte im Berliner Admiralspalast. Die Waldbühne sei jedoch ein anderes Kaliber und man hört ihm den Respekt vor dem 22 000 Zuschauer fassenden Amphitheater an. "Mehr als 10 000, 15 000, wäre ein Wunder, aber Wunder soll's ja geben."
Bescheidener wird's im Frühjahr 2012 erneut im Leipziger Centraltheater zugehen. Grebe plant eine neue Inszenierung. Zum Inhalt kann er noch nichts sagen. "Ich plane maximal ein Jahr im Voraus." Interessant für alle, die nicht nach Berlin kommen: Am 17. November tritt Rainald Grebe mit seinem "Orchester der Versöhnung" wieder in der Halleschen Händelhalle auf. Oh, Sachsen-Anhalt!