Puppentheater Halle Puppentheater Halle: Die Zweifel der Clara Schumann

Halle (Saale) - Der Zweifel ist eine Tugend der Philosophie. Und der Zweifel wohnt auch im neuen Stück des Puppentheaters Halle. Die Uraufführung von „Clara“ im Puschkinhaus widmete sich dem voller Widersprüche steckenden Leben der Klaviervirtuosin Clara Schumann (1819-1896). So berücksichtigt auch Bernhild Bense in ihrer Dramaturgie die unsichere biografische Faktenlage um die in Leipzig geborene Clara Wieck.
Auf der Bühne entsteht ein collagenhaft aufgebautes Spiel, das viele Subtexte aus dem Leben von Clara Schumann verarbeitet. Meisterhaft spielt Pianistin Ragna Schirmer auf einem schwarzen Flügel den Soundtrack des Stücks - stets mit eingebunden in die Geschichte: Clara Schumann befindet sich am Ende ihrer musikalischen Karriere und ihres Lebens. Voller Zweifel schaut sie zurück und nur noch wenig nach vorn.
Die prägenden Figuren ihres Lebens waren der Komponist und Ehemann Robert Schumann sowie der ebenso musikversessene Vater Friedrich Wieck, der seine Tochter zu einem Wunderkind am Klavier formte. Wie wird sich die Nachwelt an mich erinnern, fragt sich Clara. Das Publikum weiß es.
Aber die Protagonistin, großartig interpretiert durch das Puppenspiel von Ines Heinrich-Frank, hadert mit ihrem Schicksal mangels Anerkennung. Zu Recht. Die Inszenierung zeigt das Rollenklischee, dem Frauen im 19. Jahrhundert unterworfen waren.
Die patriarchalische Gesellschaft ließ ihnen keinen Platz für Entfaltung. Das führen ihr mehrere männliche Figuren vor Augen. Allen voran ihr längst verstorbener Mann Robert, der als Geist auf der Bühne sein Unwesen treibt. So steht die Frage: Darf eine Frau den Erfolg ihres Mannes in den Schatten stellen? Das hat an Aktualität nichts eingebüßt.
Trotz der Tragik des Gezeigten, beherrscht nicht die Schwermut die Bühne. Wortwitz, Slapstick und Überspitzung brechen dunkle Momente auf. Das stimmige und kurzweilige Stück überzeugte das Premierenpublikum, das den Künstlern nach der Vorstellung mit einem anhaltenden Applaus für ihre Leistung dankte. (mz)