Publikation Publikation: Nick Cave geht auf neuer Platte an musikalische Grenzen

MÜNCHEN/DAPD. - Wahrscheinlich weil sie zeigen wollen, dass sie hiereinem eigenen künstlerischen Konzept folgen.
Personell bestehen Grinderman aus dem größten Teil der Bad Seeds- Warren Ellis an der Gitarre, Martyn Casey am Bass, Jim Sclavunosam Schlagzeug und Nick Cave an Gitarre und Gesang. Musikalischbestehen ihre Arbeiten aus rauem Leinen, durch das die finsteren,aber immer lyrischen Bad-Seeds-Märsche noch durchscheinen, aber fastverschwinden hinter einer grob rockenden Hülle, die nicht aufFeinheiten Wert legt, sondern auf Funktionalität. Mit "Grinderman 2"(Mute) liegt nun das zweite Album des Projekts vor.
Auch hier haben Grinderman die einfachste aller musikalischenArbeitsweisen zugrunde gelegt: Zusammenhocken und drauflos spielen.Warren Ellis erzählt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd:"Wir spielen einfach. Wir spielen viele, viele Stunden zusammen,lassen Tapes mitlaufen und schauen, was passiert. So entstehenunsere Stücke."
Diese Ungebundenheit war es wohl, die Mitte dieser DekadeGrinderman entstehen ließ. Nick Cave, der es mit seiner Arbeit inden 80ern und 90ern zu einem beinahe einzigartigen Kultstatus in derMusikszene gebracht hat, entdeckte bei einigen Shows mit seinen dreiMitstreitern die Lust am frischen Rock. Erst nannte man sich"Vortex", als man sich aber einer großen Zahl anderer Bands mit demNamen "Vortex" gegenüber sah, änderte man den Namen in Grinderman.
Cave wechselte vom Piano zur Gitarre und im Frühjahr 2007erschien das selbstbetitelte Debüt: Kantiger Garagenrock, mal mitbeiden Stiefeln schwer im Schlamm steckend, mal leicht angejazzt undfreigeistig-Krautrockig schwebend, aber immer gewitzt undüberraschend. "Wir denken nicht viel über unsere Musik nach",erläutert Ellis die Herangehensweise von Grinderman: "Aber zumindestich bin schnell gelangweilt. Deshalb probieren wir immer wiederDinge aus und kommen so trotz aller Einfachheit und Spontanität oftzu überraschenden Ergebnissen."
Zwtl.: Eigenwillige Klangfarben
Ellis ist es, der oft eigenwillige Klangfarben einbringt, sei esmit seltsamen Gitarren, mit elektrischen Bouzoukis oder mitStreichinstrumenten, die auch noch eine elektrische Behandlungerfahren. So entstehen Stücke, die durch außerirdische Landschaftenhasten (wie "Heathen Child" oder "When My Baby Comes") und soKontrapunkte setzen zu harten Rockern wie "Evil" oder "Mickey MouseAnd The Goodbye Man". So lebt Grinderman wohl vor allem von derSpannung im Zusammenwirken von Ellis und Nick Cave, denn eine Bandmit vier gleichberechtigten Mitgliedern ist die Truppe nicht, wieEllis zugibt: "Mit lupenreiner Demokratie kommst du in einer Bandnicht weit. Das führt dich nur dauernd auf Abwege. Es muss immerLeute geben, die die Richtung vorgeben."
Die Richtung, die Grinderman mit ihrem zweiten Album einschlagenwollten, war im Grunde genommen keine andere wie auf dem Debüt.Allerdings: "Wir wollten noch mehr ausprobieren, wie weit wir mitunseren Sounds gehen können. Es gibt zwar Leute, die das neue Albumkompakter finden als das erste. Ich aber finde, wir sind noch weitergegangen als auf der ersten LP. Wir sind mit mehr Risiko zu Werkgegangen, wir haben musikalische Territorien erkundet, die wir nochnicht kannten, wir sind nicht mehr die offensichtlichen Wegegegangen."