Prozess Prozess: Anklage gegen ehemaligen Ferrostaal-Chef erhoben
München/dapd. - DerVorwurf lautet auf Untreue und Betriebsratsbegünstigungbeziehungsweise Beihilfe dazu. Der «Süddeutschen Zeitung» zufolgesind unter den Angeschuldigten neben Mitscherlich auch der frühereFerrostaal-Finanzchef Michael Beck und der ehemalige Personalchef.
Hintergrund sind Zahlungen, die drei Betriebsräte einerTochterfirma des Essener Anlagenbauers aus Beraterverträgen miteiner österreichischen Firma erhalten haben sollen. Das Geld stammteder Anklage zufolge aber von Ferrostaal, und die Betriebsräte sollendafür keine echte Gegenleistung erbracht haben. Laut «SüddeutscherZeitung» könnte das Geld geflossen sein, um Widerstand der alsdurchsetzungsstark geltenden Betriebsräte gegen den Verkauf und dieteilweise Schließung ihres Werks in Westdeutschland zu verhindern.
Die Angeschuldigten bestritten die Vorwürfe, sagte der Sprecherder Staatsanwaltschaft. Ihnen zufolge hätten die Betriebsräte sehrwohl Leistungen erbracht. Laut «Süddeutscher Zeitung» wären durchdie Verträge über die Jahre 1,15 Millionen Euro zusammengekommen.400.000 davon waren bereits geflossen, als die Staatsanwaltschafteinschritt.
Nebenprodukt der Korruptionsermittlungen
Das Strafmaß für Untreue beträgt bis zu fünf Jahre, fürBetriebsratsbegünstigung sieht das Gesetz eine Geldstrafe oder biszu einem Jahr Haft vor. Derzeit ist aber keiner der Angeschuldigtenin Haft. Den Managern wirft die Staatsanwaltschaft die Tatbeständedirekt vor, den Betriebsräten und dem Geschäftsführer derösterreichischen Firma, über die das Geld geflossen sein soll,Beihilfe dazu.
Die jetzige Anklage sei ein Nebenprodukt derKorruptionsermittlungen bei Ferrostaal, sagte Steinkraus-Koch. Manhabe dieses Thema vorgezogen, da es abgrenzbar sei. Insgesamt laufeaber das Ermittlungsverfahren zur Ferrostaal-Schmiergeldaffäre noch.Die Zahl der Beschuldigten sei nach wie vor zweistellig.
Bereits im vergangenen Dezember hatte das Landgericht München dasUnternehmen wegen Schmiergeldzahlungen für U-Boot-Aufträge inGriechenland und Portugal zu 140 Millionen Euro Geldbuße verurteilt.Gegen zwei frühere Topmanager des Unternehmens verhängte es damalszweijährige Bewährungs- und hohe Geldstrafen.