Projekt Projekt: Graffiti-Künstlerin aus Halle setzt neue Maßstäbe

Halle (Saale)/dapd. - Mit dem Kunstwerk hat die30-Jährige einer vormals öden, rund 100 Meter langen Mauer einesGetreidespeichers einen neuen Anstrich verpasst. Wobei sie nicht denPinsel, sondern Farbdose und Gasmaske als Arbeitsgeräte benutzt hat.Walde sprüht Graffitis.
In der Szene ist sie als MadC bekannt. Mit dem Graffiti habe sieihr bislang größtes persönliches Projekt verwirklicht, sagt dieKünstlerin mit Stolz. Insgesamt rund 680 Quadratmeter umfasst dasBild. «Es ist wohl weltweit das größte Graffiti, das von nur einerFrau gesprüht wurde», sagt Walde mit einem Lächeln.
Nach London zum Aufbaustudium
Die gebürtige Sächsin wuchs bei Bautzen auf und begann mit 17Jahren Graffitis zu malen. Später studierte sie Kommunikationsdesignan der Burg Giebichenstein in Halle, um nach dem Abschluss in derSaalestadt eine Design-Agentur mit zu gründen. In London absolviertWalde ein Aufbaustudium Animation. Doch «Leidenschaft und Berufung»seien einzig die Graffitis, sagt die Künstlerin.
Ihr bislang größtes Bild können Zugreisende auf der Strecke vonBerlin nach Halle vom Waggonfenster aus sehen. Elf Monate habe diePlanung und Umsetzung dieser Wandmalerei gedauert, das tatsächlicheMalen rund vier Monate, sagt Walde. Insgesamt 1.489 Spraydosen, mehrals 600 Sprühköpfe, 140 Liter Fassadenfarbe und 100 LiterTiefengrund habe sie für das Mega-Graffiti verbraucht. Walde mussteim Schnitt 500 Mal am Tag auf ihrer Leiter hoch und runter steigen.«Dabei bin ich vier Mal runter gefallen», sagt sie.
Niemand will etwas zerstören
Die Künstlerin bedauert es, dass Graffitis in der Öffentlichkeitoft als Schmiererei wahrgenommen würden. «Ich kenne niemanden, dersprüht, um etwas zu zerstören», sagt Walde. Allein in Sachsen-Anhaltwurden im Jahr 2009 laut Innenministerium 30.000 Sachbeschädigungenregistriert, 6.700 davon wurden als Graffitis angezeigt. Die nichterlaubten Bildwerke kosten dem Land im Schnitt jährlich etwa fünfMillionen Euro.
Mit dem Gesetz sei MadC wegen ihrer Malkunst noch nicht inBerührung gekommen. «Ich hatte von Anfang an das Glück, Flächenbereitgestellt zu bekommen.» Auch bei ihrem bislang größten Projekthabe sie den Besitzer um Erlaubnis gefragt.
Für Auftragswerke um die Erde
In ihrem Atelier in Halle besprüht die Künstlerin auch Leinwände.Diese sollen bald in London vorgestellt werden. Dort wird am 14.April eine Einzelausstellung von MadC eröffnet. Ihr zweites Buchüber Graffiti komme auch noch im Frühjahr auf den Markt, sagt Walde.
Seit 2006 wird MadC nach eigenen Angaben von einem Sponsorunterstützt, der Farbdosen für die Szene produziere. Damit habe sieeinerseits «keine Sorgen der Materialbeschaffung» mehr, andererseitssei sie seither weltweit die einzige Frau in der Szene, diegefördert werde. Für Auftragswerke reise sie auch schon mal um denganzen Globus. Hawaii sei bislang die weiteste Strecke gewesen.
