Premiere Premiere: Ost-Winnetou spielt nun Häuptling Bromden

Schwerin/dpa. - Und dabei gilt: Einmal Indianer, immer Indianer - Gojko Miticbleibt seinem Rollenfach auch im Rentenalter treu. Der berühmte Film-Indianer setzt seineeinschlägige Karriere jetzt im Theater fort. Von Freitag an steht derinzwischen 66-Jährige in Schwerin auf der Bühne, als HäuptlingBromden in Dale Wassermans Psychiatrie-Drama «Einer flog über dasKuckucksnest».
Es ist eine stille Rolle, im Gegensatz zu den an Action reichenAuftritten in Filmen wie «Die Söhne der großen Bärin» oder den BadSegeberger Winnetou-Inszenierungen. Die meiste Zeit schiebt der sichtaubstumm stellende Bromden einen Kehrbesen über die Bühne desMecklenburgischen Staatstheaters. «Das hier ist eine andere Qualität,eine andere Ebene», sagt Mitic. Und eine Herausforderung, die innereGröße des am Niedergang seiner indianischen Welt verzweifelndenHäuptlings zu zeigen. «In der Figur des Bromden steckt vielWahrheit», sagt Mitic, den das Denken der Ureinwohner Nordamerikasfasziniert und der bei zwei Reisen in Stammesgebiete um dieJahrtausendwende ihren heutigen Alltag kennen gelernt hat.
Anders als in der legendären Verfilmung von Milos Forman aus demJahr 1975 spiele Bromden in der Schweriner Inszenierung eine sehrviel zentralere Rolle, hat Regisseur Matthias Gehrt angekündigt. Dashabe nicht nur mit der prominenten Besetzung der Rolle zu tun - abernatürlich solle das Stück auch vom «Mythos Gojko Mitic» profitieren.Dass der Mime noch immer Kultstatus hat, zeigen die Buchungszahlen.Die ersten Vorstellungen sind längst ausverkauft. Das Stück sollzunächst zwei Spielzeiten lang im Programm des Staatstheatersbleiben.
Mit seiner Dauer-Rolle als Indianer hat Mitic kein Problem. «Eswar nicht die schlechteste Schublade», sagt der Schauspielerrückblickend. Als «DEFA-Chefindianer» begeisterte er unter anderemals Dakota-Häuptling To-kei-ihto und als Chingachgook die großeSchlange ein Millionenpublikum. Stolz ist er auf seine sportlichenLeistungen in den Filmen und auch auf deren Realitätsnähe. «Es gabeine enge Zusammenarbeit der DEFA mit dem Völkerkundemuseum inLeipzig, um die Indianer, ihre Kleidung und ihre Lebensweise richtigzu zeigen.»
Immer wieder wählte ihn das DDR-Publikum zum beliebtestenSchauspieler. Nach der Wende folgten 15 Jahre als Nachfolger vonPierre Brice in der Rolle des Apachen-Häuptlings Winnetou in BadSegeberg. Auch dort avancierte der aus Serbien stammende Mitic, dereinst als Stuntman begonnen hatte, rasch zum Star. Erst vor einemguten halben Jahr verabschiedete er sich von seinem Publikum dort.Der Welt der Indianer fühlt sich Mitic, der in Berlin-Köpenick lebt,nach so langer Beschäftigung damit verbunden. Eine realistischefilmische Darstellung ihrer Gedankenwelt trägt er als Projektidee mitsich herum.
Von der Schauspielerei mag der Mime mit inzwischen silbergrauemHaar nicht lassen. Nach einem Auftritt in der ZDF-Serie «Küstenwache»habe er jetzt wieder zwei Drehbücher zu Hause liegen. Worum es dabeigeht, will er aber nicht verraten. Er rede nicht gerne über«ungelegte Eier». Zeit für das eine oder andere Filmprojekt bleibeihm aber auf jeden Fall zwischen seinen Auftritten als Bromden inSchwerin.