Potsdam Potsdam: Stadtschloss-Verein warnt vor Bausünde
Potsdam/dpa. - Der Streit über die Gestaltung des neuenLandtagsgebäudes auf dem Gelände des früheren PotsdamerStadtschlosses wird schärfer. Eine Woche vor der internen Vorstellungder Entwürfe der sechs ausgewählten Konsortien warnten am Mittwochdie Potsdamer Vereine Potsdamer Stadtschloss und Mitteschön vor einerBausünde im Zentrum der Landeshauptstadt. «Es verdichtet sich derEindruck, dass der Landtagsbeschluss unterlaufen werden soll», sagteder Vorsitzende des Stadtschloss-Vereins, Michael Schöne. Ziel bleibeeine Wiederherstellung der historischen Fassade. FinanzministerRainer Speer (SPD) warnte dagegen vor wilden Spekulationen.
Anlass der Debatte sind angebliche Äußerungen desLandtagspräsidenten Gunter Fritsch in der «Bild»-Zeitung (Montag).Demnach trage keiner der eingereichten sechs Entwürfe für denNeubau die historische Fassade des Schloss-Architekten Knobelsdorff.Nur die Nordseite gleiche dem Original. Fritsch versichertedaraufhin, es werde keinen reinen Zweckbau mit durchgehenderGlasfassade geben. Er rechne aber nicht mit 1:1-Entwürfen einerKnobelsdorff-Fassade.
«Wir werden keine Spenden Sammeln und auch keine zur Verfügungstellen, wenn das Gebäude nicht dem Stadtschloss gleicht», kündigteSchöne an. Der Wettbewerb und der Bebauungsplan ließen zu vielSpielraum, vom Original abzuweichen. Besser wäre die Vorgabe derFassade und ein reiner Wettbewerb für die Innengestaltung gewesen.Wenn der Bau aber nach und nach mit den Verzierungen und demFigurenschmuck ergänzt werden könnte, wäre das auch in Ordnung.
Der stellvertretende CDU-Fraktionschef Wieland Niekisch erinnertean eine repräsentative Umfrage, wonach sich 63 Prozent für einenNachbau des Schlosses auf dem Alten Markt aussprechen. Ein modernesLandtagsgebäude sollte lieber andernorts stehen, meinten 73 Prozent.Zudem beklagte der CDU-Politiker, dass Gerüchten zufolge Speer undFritsch die Entwürfe bereits kennen würden. «Wenn das Projekt in derKrise bleibt, dann wird es ein Koalitionsthema.»
Speer teilte der Deutschen Presse-Agentur dpa auf Anfrage mit,dass er als Chef der Vergabestelle die Entwürfe selbstverständlichschon gesehen habe. Entscheidend sei, dass die Vertraulichkeitgewahrt bleibe. «Die derzeitige Stimmungsmache gegen denLandtagsneubau auf der Grundlage von Gerüchten, Mutmaßungen undUnterstellungen schadet dem Projekt.» Der Vorwurf, derLandtagsbeschluss solle unterlaufen werden, sei «völligunzutreffend». Von einer Krise des Projekts könne nicht die Redesein.
Am 28. November wird das Vergabegremium über die Entwürfe beratenund dann mit den Konsortien verhandeln. Die Entscheidung soll imFrühjahr 2008 fallen. Bis dahin ist strengste Vertraulichkeitvereinbart. Das alte Hohenzollern-Schloss war nach Beschädigungen imZweiten Weltkrieg 1959/60 abgerissen worden. Für den Landtagsneubausind rund 85 Millionen Euro veranschlagt. Der Baubeginn soll imSommer 2009 sein, die Fertigstellung ist für Ende 2011 geplant.