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Porträt von Marlene Dietrich Porträt von Marlene Dietrich: Alfred Polgar schwärmt für die "fesche Lola"

Von kai agthe 30.03.2015, 05:15
Marlene Dietrich
Marlene Dietrich dpa Lizenz

halle (Saale) - Marlene hatte lange Beene. Das ist weithin bekannt. Dass der Dietrich aber bereits in den 30er Jahren eine Biografie zugeeignet wurde, ist erst jüngst öffentlich geworden: Alfred Polgar (1873-1955), einer der wichtigsten Feuilletonisten der Weimarer Republik, hatte ihr 1937/38 einen biografischen Essay gewidmet.

Erst 1984 entdeckte Ulrich Weinzierl den Text im Nachlass des Schriftstellers in New York wieder. Weitere drei Jahrzehnte sollten vergehen, ehe der Journalist das Manuskript als Buch veröffentlichte. Dass „Marlene – Das Bild einer berühmten Zeitgenossin“ in der Entstehungszeit ungedruckt blieb, hatte einen einfachen Grund: Als Jude konnte Polgar nach 1933 in Nazi-Deutschland nicht mehr veröffentlichen. Aber auch seine Hoffnung, das Buch in englischer Übersetzung in den USA erscheinen zu lassen, zerschlug sich bald.

Der Ruhm kam über Nacht

Die 1901 in Berlin geborene und 1992 in Paris gestorbene Marlene Dietrich war der erste deutsche Filmstar von weltweiter Bedeutung. Der Ruhm kam über Nacht mit dem Film „Der blaue Engel“ (1930). In der Verfilmung von Heinrich Manns Roman „Professor Unrat“ spielte Marlene „die fesche Lola“, den „Liebling der Saison“.

Als nach der Uraufführung des Streifens im April 1930 in Berlin der Begeisterungssturm des Premierenpublikums losbrach, befand sich die Dietrich schon auf dem Weg nach Hollywood. Dort wurde sie, so Weinzierl, „die glamouröseste, die bestbezahlte Frau der Welt“.

Polgars Dietrich-Lebensbeschreibung ist fraglos das Werk eines glühenden Verehrers. Das ist zwischen den Zeilen spürbar - und wird belegt durch einen Brief vom Januar 1931, in dem der Autor, wenige Monate nach der Premiere von „Der blaue Engel“, die Schauspielerin wissen lässt: „Aber verliebt in Sie – das will ich nur historisch festhalten – war ich schon, noch ehe alle Welt dies war.“

Schlechte Eigenschaften: Keine

Polgar schwärmt von ihren „grünen Augen“, ihrem „nach unten gerutschten Sopran“ und ihren „berühmt hohen, hoch berühmten Beinen“. „Sie ist“, so lobt der Autor, „ein einfacher, lieber, warmherziger, neidloser Mensch, besessen von dem chronischen Willen, gut zu sein und Gutes zu tun.“ Und auf Polgars Frage, welche schlechten Eigenschaften sie habe, antwortete die Diva unumwunden: „Keine.“

Das Porträt ist aber auch ein Werk des Dankes: Als Biograf bot sich der aus Wien stammende Schriftsteller selbst an, nachdem ihn Dietrich 1934 500 Dollars hatte zukommen lassen. Mit diesen finanzierte Polgar sein Leben im Exil, das ihn 1933 nach Prag, 1938 nach Paris und 1940 nach Hollywood trieb. „Wie macht man’s, ein Schnorrer zu sein und doch ein Gentleman zu bleiben?“ Dieses Problem begleitete Polgar seine gesamte Emigrationszeit über. (mz)

Alfred Polgar: „Marlene - Bild einer berühmten Zeitgenossin“, Zsolnay, 157 S., 17,90 Euro