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Porträt Porträt: Marcel Marceau - der Meister des Stillen Theaters

23.09.2007, 13:18

Paris/dpa. - Marcel Marceau, der in seinem quergestreiften Trikot, seiner weißen Hose und roten Blume amzerknautschen Hut als bleicher Clown Bip Geschichten aus dem Alltagerzählte, hat mit seiner wortlosen Kunst ein Weltpublikum erobert.Der französische Pantomime-Künstler hatte sich seit Anbeginn seinerKarriere dem Theater der Stille verschrieben. Mit 84 Jahren istMarceau am Samstag gestorben.

Auch nach seinem 80. Geburtstag hatte Marceau auf der Bühne immernoch alterslos gewirkt - vor allem in seiner weißen Maske destragikomischen Clowns Bip. «Die Kunst der Pantomime verleiht ewigeJugend», hatte einer seiner Lehrer, Etienne Decroux, dem Künstler1944 vorausgesagt. Rund 100 Mal im Jahr stand Marceau noch jenseitsder 80 auf den Brettern, die die Welt bedeuten, und zeigte einProgramm, das sein Publikum, von wenigen Ausnahmen abgesehen, seitJahren kannte - und doch immer wieder zu sehen verlangte.

Mimodramen nannte Marceau seine poetischen Erfolgsnummern, beidenen Bip als David auftrat und sich in Goliath verwandelte oder inDon Juan, und die von Liebe und Glück, Fröhlichkeit und Trauer, Alterund Tod erzählten. Die lyrische Körpersprache, mit der er «Gefühledurch charakteristische Haltungen» ausdrückte, war nie aggressiv oderverletzend. «Ich war nie ein Extremist», sagte der Sohn eines inAuschwitz ermordeten jüdischen Metzgers einmal und fügte hinzu: «Ichhabe nie begriffen, wie Christen Antisemiten sein konnten.»

Der in Straßburg geborene Marceau mit dem bürgerlichen NamenMangel floh mit seinem Bruder und seiner Mutter 1940 in dienordfranzösische Stadt Lille. In der französischenWiderstandsbewegung nahm er den Namen Marceau - nach einem Generalder Revolutionskriege - an und diente nach dem Einmarsch derAlliierten in Paris der 1. Befreiungsarmee. Bei seinem späterenMilitärdienst in Deutschland trat er vor Kameraden erstmals alsPantomime auf.

Schon 1947 kreierte Marceau die Kunstfigur «Monsieur Bip», dentraurigen und ironischen Clown, den er nach einer Figur von CharlesDickens schuf und immer wieder neu in Szene setzte.

Mit dem tragikomischen Bip ist Marceau zum bedeutendstenPantomimen des vergangenen Jahrhunderts geworden. 1993 wurde er vonder berühmten Pariser Académie des Beaux-Arts zum «unsterblichen»Mitglied gekrönt. Japan ernannte ihn sogar zum «lebenden nationalenSchatz». «Er ist von Geistern, die man sieht, umgeben», sagten dortdie Zuschauer. Im Jahr 2001 wurde er schließlich von den VereintenNationen in New York zum «Botschafter für ältere Menschen»auserkoren.

Marceaus Kunst aus Gesten und Bewegungen lebte von derIdentifikation und ist nicht mehr von seinem Namen zu trennen. SeinenErfolg erklärte er selber einst so: «Das Theater ist überall in derWelt zu weit vom Physischen abgekommen. Sie geben Worte statt Körper.Ich erzähle von den allereinfachsten Dingen. Ich gebe den Leuten imTheater wieder einen Helden - Bip -, in den jeder einzelne sichselbst hineinzudenken vermag. C'est tout! (Das ist alles!).»