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Porträt Porträt: Jakob Augstein

04.01.2013, 14:56

Berlin/dpa. - Dass das renommierte amerikanische Simon-Wiesenthal-Zentrum ihn zu den zehn schlimmsten Antisemiten der Welt zählen würde, hat der 45-Jährige damals sicher nicht geahnt.

Fernsehzuschauern ist der umtriebige Publizist von zahlreichen TV-Auftritten bekannt: Im vergangenen Jahr war er - neben den notorisch verpflichteten Politikern - der meistgesehene Gast in Talkshows. Daneben ist er Herausgeber der linken Wochenzeitung „Der Freitag“, Vertreter der Erbengemeinschaft Augstein - und natürlich vor allem Sohn des legendären „Spiegel“-Gründers Rudolf Augstein.

Allerdings nur laut Gesetz. Nach dem Tod seines Ziehvaters 2002 erfuhr Jakob Augstein von seiner Mutter Maria Carlsson, dass sein leiblicher Vater der Schriftsteller Martin Walser ist. „Jakob ist in unserer Familie seit langem angekommen. Ich mag ihn sehr, sehr gern“, bestätigte Walser nach der Enthüllung 2009.

Beruflich war der doppelte Sohn da schon längst in die Fußstapfen des Ziehvaters getreten. Nach einem Politikstudium in Berlin und Paris lernte und arbeitete er zunächst lange als Journalist bei der „Süddeutschen Zeitung“, später für die Wochenzeitung „Die Zeit“.

2008 kaufte Jakob Augstein die einstige Ost-West-Zeitung „Freitag“ und krempelte sie zu einer modernen linksliberalen Wochenzeitung um, die stark auch auf Online-Nutzer setzt. „Ich glaube, der „Freitag“ muss vor allem ein Forum für Themen des sozialen Wandels sein, und das ist für Ost und West gleichermaßen relevant“, sagte er 2008 in einem Interview.

Unter dem programmatischen Titel „Im Zweifel links“ pflegt der Vater von drei Kindern seit 2011 zudem seine wöchentliche Kolumne in der Online-Ausgabe des väterlichen „Spiegel“. Immer häufiger werde der Vorwurf des Antisemitismus missbraucht, um Israels Besatzungspolitik gegen jede Kritik in Schutz zu nehmen, schrieb er etwa im November. „All das nützt den wirklichen Judenfeinden - und es schadet Israel.“