Porträt Porträt: Ilse Werner pfiff auf die Konventionen
Lübeck/dpa. - «Hätte ich das Pfeifen für Geldlehren können, wäre ich steinreich geworden», sagte sie selbst überihr besonderes Talent. In der Nacht zum Montag ist die ehemaligeUfa-Schauspielerin und Sängerin mit 84 Jahren in Lübeck gestorben.
Sie sei «nach kurzem Kampf ruhig eingeschlafen», sagte ihrelangjährige Freundin Edeltraut Langhals-Declair der dpa. Zu Ufa-Zeiten lagen Fans «der Werner» zu Füßen. Die letzten Monate aberverbrachte der einstige Kinostar zurückgezogen und verarmt in einemSeniorenheim.
Rund 30 Kinofilme hat Ilse Werner gedreht, ihre größten Erfolgefeierte sie vor allem in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Dazuzählen so bekannte Streifen wie «Die schwedische Nachtigall» (1941),«Wir machen Musik» (1942) mit Viktor de Kowa und «Große Freiheit Nr.7» (1944) an der Seite von Hans Albers.
Ihr Lieblingsfilm jedoch ist nie in die Kinos gekommen: 1990drehte sie mit Gisela May und Harald Juhnke den Film «Die Hallo-Sisters». Der Film erzählt die Geschichte zweier ehemals bekannterSängerinnen, die mit ihrem Comeback-Versuch scheitern. Der Filmerhielt den Bundesfilmpreis in Gold, doch ein Verleih fand sichnicht. Er wurde nur im Fernsehen ausgestrahlt.
Die Schülerin des Max-Reinhardt-Seminars wurde unmittelbar nachihrem Debüt am Wiener Theater in der Josefstadt für den Filmentdeckt und rasch zum Liebling des Kinopublikums. Mit fröhlich-frischem, ungekünsteltem Temperament gewann das Multitalent dieHerzen und ließ die Zuschauer für eine Filmlänge den Kriegvergessen. Ihr Talent nützte auch der Propaganda derNationalsozialisten. Streifen wie das Heimatfront-Drama«Wunschkonzert» (1940) trugen der beliebten Schauspielerin 1945 einBerufsverbot ein, doch 1950 meldete sie sich auf der Leinwandzurück.
Waren es bis dahin eher die leichten, unterhaltenden Rollen, indenen sie glänzte, so schaffte sie in den 70er Jahren den Wechselins Charakterfach und später auch in die Rolle der Moderatorin. ZweiMal war Ilse Werner verheiratet: von 1948 bis 1953 mit demamerikanischen Journalisten John de Forest und von 1954 bis 1966 mitdem Musiker Josef Niessen. Beide Ehen blieben kinderlos.
Noch mit rund 80 Jahren arbeitete Werner weiter, organisierteTalk-Shows mit Schauspielerkollegen und ging mit ihrer Bühnenshowauf Tournee. Die hieß natürlich «Die Frau mit Pfiff», und ohne einPfeif-Solo ließ sie das Publikum bis zuletzt nicht von der Bühne.
Vor ihrem Tod lag Werner zwei Monate lang auf der Pflegestation.Zwei Hüftoperationen hatte sie zuvor über sich ergehen lassenmüssen; im April war sie erneut gestürzt. In Lübeck hatte sie sich1998 niedergelassen, nachdem sie in ihrem Leben mehr als 70 Malumgezogen war. «Ich verändere mich eben gerne» - so hatte sie selbstdiese Unruhe erklärt.
Ihre letzte Ruhe will die Schauspielerin in Potsdam finden. «Dashat sie sich gewünscht, denn dort hat sie ihre glücklichsten Jahreverbracht, als sie in den Filmstudios von Babelsberg drehte», sagtihre Freundin Langhals-Declair.
Schon Monate vor ihrem Tod hatte Ilse Werner ihren komplettenNachlass mit Erinnerungsstücken dem Filmmuseum in Potsdam übergeben.«Sie hatte mit ihrem Leben abgeschlossen und wartete auf den Tod»,sagt Langhals-Declair.