Pop Pop: Valentine und die Melancholie

Berlin/dpa. - Ein paarFältchen um traurig-verträumt blickende Augen hätte man schonerwartet.
Stattdessen sitzt ein hellwacher, 17 Jahre alter Teenager imMinikleid und bunten Schal im «plus minus null», einem Café inBerlin-Friedrichshain, tunkt einen Keks in den Pfefferminztee,entschuldigt die von Katzen zerkratzten Arme und erzählt von seinerersten unglücklichen Liebe. Ganz normale Erfahrungen einerSpätpubertierenden eben.
«Meine Musik ist sehr melancholisch, deshalb denken immer gleichalle, ich bin ein tieftrauriger Mensch, das Leben ist scheiße undalles, was mir widerfährt, ist nur Mist», sagt Valentine. «Aber esist eben nicht so, ich bin eigentlich ein glücklicher Mensch». Nurhat sie ihren ersten Liebeskummer in einer Popballade verarbeitet.Und die spielen die Radio-Sender jetzt rauf und runter.
Seit Wochen sind Kritiker voll des Lobes über die junge Sängerin.Selbst Altmeister Paul McCartney schwärmt. Bei einem Gala-Abend - «wodie ganzen Presseleute und High Society aus Deutschland war, wo ichschon richtig 'nen Hals gekriegt habe, weil, ich bin echt kein Fanvon sowas» - hat sie Sir Paul kennen lernen dürfen. Nach dem Konzertließ er ihr ausrichten, dass er ihren Auftritt «total genial» fand.»Das fand ich schön», sagt Valentine leise.
Den eigenen Song im Radio zu hören, was ist das für ein Gefühl fürdie 17-Jährige, die noch bei ihren Eltern wohnt? «Ich höre kein Radiound gucke auch mein Video nicht im Fernsehen an, ich will damitüberhaupt nichts zu tun haben», sagt sie und lächelt schüchtern-kokett. «Am Anfang wusste ich gar nicht, wie ich meine Musikbeschreiben soll, aber jetzt, nach den Resonanzen der Fans...» - Siestockt. Das Wort «Fan» spricht sie ganz lang aus, leicht geht es ihrnoch nicht von den Lippen.
Aufgewachsen in einer Musikerfamilie fing Valentine schon mit fünfJahren an, Klavier zu spielen. Sängerin wollte sie nie werden. IhrTraumberuf war Tierärztin. «Ich weiß gar nicht, ob ich das kann»,dachte sie, als ihr der Freund ihrer Mutter, ein Toningenieur, riet,es mal mit dem Singen zu versuchen. Hatte er doch gemerkt, dass sieschon mit 13 Jahren anfing, eigene Stücke zu komponieren und Texte zuschreiben. Der Freund lag richig: Jetzt plant Valentine ein Musik-Fernstudium.
Wenn Valentine über ihre Texte spricht, verfliegt ihreSchüchternheit schnell. «Ich liebe das einfach, auch erwachsenenLeuten mal zu zeigen: Ich hab' auch was zu sagen. Ich bin zwar erst17, aber ich hab ne Meinung, ich hab Ideen, ich hab Vorstellungen undich möchte euch nur sagen: Hört mir zu, weil es lohnt sich». Esklingt nicht eingebildet, wenn sie das sagt. Valentine, der hochgelobte Nachwuchsstar, ist bisher nicht abgehoben, meinen auch ihreFans.
Kürzlich war Valentine mit dem US-Glamrock-Veteranen Meat Loaf aufDeutschlandtour. «Meat Loaf war wie ein Großvater für mich. Wir habenuns richtig gut verstanden», schwärmt sie. Auch ihr Publikum seiälter, «in meinem Alter ist da ganz wenig dabei», erzählt sie. «Inmeinem Alter, das sind meist mehr so Leute die ordentlich Partymachen wollen, die haben nicht so das Gemüt, sich auf melancholische,ein bisschen tiefgründigere Musik einzulassen».