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Pop Pop: Die Fantastischen Vier sind zurück

Von Martin Oversohl 20.09.2004, 06:07
Smudo, Michi Beck alias DJ Hausmarke, Thomas D. und And.Ypsilon, (l-r) von den "Fantastischen Vier" unterhalten sich in einem Studio des Südwestrundfunks in Stuttgart (Archivfoto vom 07.07.1999). Die bekannteste deutsche Hip-Hopp-Gruppe, das Stuttgarter Quartett "Die Fantastischen Vier", bringt nach fünfjährger Auszeit mit dem Titel "VIEL" die sechste Platte auf den Markt. (Foto: dpa)
Smudo, Michi Beck alias DJ Hausmarke, Thomas D. und And.Ypsilon, (l-r) von den "Fantastischen Vier" unterhalten sich in einem Studio des Südwestrundfunks in Stuttgart (Archivfoto vom 07.07.1999). Die bekannteste deutsche Hip-Hopp-Gruppe, das Stuttgarter Quartett "Die Fantastischen Vier", bringt nach fünfjährger Auszeit mit dem Titel "VIEL" die sechste Platte auf den Markt. (Foto: dpa) dpa

Stuttgart/dpa. - Fünf Jahre sind eine Ewigkeit. Vor allem in derkurzlebigen Welt von Pop, HipHop und Rap. Die Fantastischen Vierhaben sich diese Auszeit genommen, haben sich bei Soloplatten malmehr, mal weniger erfolgreich kreativ gezeigt, haben ihren Urlaubgenossen, Literatur vertont und Multimedia-CDs entworfen. «VIEL»versprechen sie nun auf ihrer gleichnamigen und lange erwartetensechsten regulären Platte, die am 27. September in den Handel kommt.Und das Quartett nimmt den Mund nicht zu voll: Es amüsiert, es stimmtnachdenklich, es wagt - und es gewinnt.

Ein bisschen älter sind Die Fantastischen Vier geworden auf ihremindividuellen Weg in die Welt, reifer klingt das neue Werk. Mit derSingle «TROY» haben die gebürtigen Schwaben bereits einenVorgeschmack gegeben, und weitgehend «treu» sind sie sich tatsächlichbeim Austüfteln des restlichen Albums geblieben. Ein bisschen Reggae,ein rockiger Schlag, eine Prise Streicher, eine Portion tanzbarer Popund ironische Selbststilisierungen - alles scheint nach dem Rezeptvon Smudo, Thomas D, And.Ypsilon und Michi Beck zum Sprechgesang zupassen.

Nun zeigen die Väter der Szene wieder, dass sie keineswegs stehengeblieben sind, wenngleich das neue Werk deutlich hitverdächtiger undpoppiger daher kommt als seine Vorgänger. «Keineswegs, das ist eineextrem polarisierende Platte», widerspricht Beck, «eine Platte mitKanten, ein Spiegel unserer Seele». Songs wie «Geboren» fragen nachdem Sinn des Seins, «Jede Generation» beklagt die Erfolgssattheit vonJung und Alt, und «Mein Schwert», der abschließend produzierte ersteTeil der «Krieger»-Trilogie von Thomas D, besitzt eineunvergleichbare Wortgewalt.

In krassem Gegensatz dazu stehen die nächste Single-Auskopplung«Sommerregen», mit Streichern im Hintergrund, oder das jazzige «Pipisund Popos». Sich selbst nimmt das Quartett natürlich auch wieder aufdie Schippe: sei es beim Intro, einem Hörspiel, bei dem die alterndenVier vom Disco-Türsteher abgewiesen werden, weil dieser sie nichterkennt; oder sei es beim Kurz-Auftritt von Sabrina Setlur, die ihrepopuläre Gossenlyrik einst für das «Rödelheim Hartreim Projekt»verbreitete, den kommerziellen Erzfeind der Fantastischen in derdeutschen HipHop-Szene.

Die Fantastischen Vier sind Eigenbrötler, Individualisten, einjeder auf seine ganz spezielle Art kreativ. Ein Hindernis? «ImGegenteil», betont Thomas D. «Es ist nicht nur ein Fluch, sondernauch ein Segen.» Die neue Platte funktioniere vor allem, weil sichdie Vier an einen Tisch gesetzt hätten und ein jeder sein jeweiligesKönnen «in den Topf geschmissen» habe.

Denn nach fünf Jahren Auszeit war der Weg ins Tonstudio für dasQuartett keineswegs sicher. «Natürlich gab es Zweifel», erinnert sichSmudo alias Michael B. Schmidt. Der Druck sei von Beginn an großgewesen. «Und immerhin ist bei jedem von uns die Perspektive heuteanders.» Keiner der Vier sei ausschließlich HipHop-Fan geblieben. Undso trafen sie sich vor ziemlich genau zwei Jahren im österreichischenVorarlberg, um die ersten Ideen auszubrüten. «Da haben wir, vonunserer normalen Umgebung losgelöst, nichts gemacht außer in derPampa zu wandeln, viel zu reden, Musik zu hören und abends zukochen», sagt Smudo. «Gezielte Langeweile ist eben nötig fürReflexion.»

(Konzerttermine: 28.09. Berlin, 17.11. Graz, 19.11. Wien, 20.11.Basel, 24.11. München, 25.11. Frankfurt, 26.11. Würzburg, 27.11.Köln, 30.11. Hamburg, 1.12. Hannover, 04.12. Nürnberg, 05.12.Dresden, 07.12. Bremen, 08.12. Oberhausen, 09.12. Magdeburg, 12.12.Erfurt, 13.12., Trier, 14.12. Freiburg, 15.12. Stuttgart)