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"Polizeiruf 110: Und vergib uns unsere Schuld" "Polizeiruf 110: Und vergib uns unsere Schuld": Ein Polizeiruf den man nicht so schnell vergessen wird

Von Kerstin Meier 17.01.2016, 19:55
Baumann (Karl Markovics, rechts) will Meuffels (Matthias Brandt) von seiner Schuld überzeugen.
Baumann (Karl Markovics, rechts) will Meuffels (Matthias Brandt) von seiner Schuld überzeugen. BR/Wiedemann & Berg Television & Lizenz

Der Fall:
Am Anfang dieses Polizeirufs steht ein Selbstmord in der JVA. Trägt Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) daran womöglich eine Mitschuld? Diese Frage quält ihn, seit ein Mann namens Jens Baumann (Karl Markovics) bei ihm im Präsidium auftauchte. Der behauptet, vor zehn Jahren ein 16-jähriges Mädchen umgebracht zu haben. Und genau wegen dieses Falls saß der Selbstmörder im Gefängnis. Hat von Meuffels damals also den Falschen hinter Gitter gebracht?

Die Auflösung:
Ja! Der Kommissar wird fortan damit leben müssen, einen Unschuldigen überführt zu haben - das wird in diesem Polizeiruf schnell klar. Spannend blieb es durch die schillernde Figur des Jens Baumann. Wer ist dieser Mann, der wie besessen darauf beharrt, einen Mord begangen zu haben? Was ist tatsächlich passiert an diesem Sommertag am See, an dem das Mädchen starb? Baumann scheint die Wahrheit zu sagen: Er hat die 16-Jährige getötet. Und doch bleibt zunächst vieles unstimmig. Erst nach und nach setzt sich das vollständige Bild der Tat zusammen. Die kein Unfall war, wie Baumann anfangs behauptete - sondern weit grausamer und brutaler.

Die Darsteller:
Dieser Polizeiruf lebte vor allem vom Zusammenspiel zweier fantastischer Schauspieler: Matthias Brandt und Karl Markovics. Besonders interessant ist Markovics Rolle: zunächst tritt er als reumütiger Büßer auf, der nur aus Versehen zum Mörder wurde. So gelingt ihm das Kunststück, einen Mord zu gestehen und dabei noch als aufrechter Kämpfer für die Wahrheit dazustehen. Neben ihm wirkt der Kommissar lange wie der wahre Sünder, dessen schlampige Polizeiarbeit Unschuldige ins Unglück stürzte.

Mit seiner gewohnt minimalistischen Wucht spielt Brandt den durch und durch verunsicherten Hanns von Meuffels. Und Markovics überzeugt als Mann am Rande des Wahnsinns, der von seiner eigenen grausamen Tat traumatisiert ist und zwischen völliger Verklärung und aufrichtiger Buße schwankt.

Fazit:
Hinter TV-Krimis mit religiösen Zitaten im Titel verbirgt sich meist der ganz große moralische Rundumschlag. Das ist auch in „Und vergib uns unsere Schuld“ nicht anders. Regisseur Marco Kreuzpaintner trägt dabei ziemlich dick auf, unter anderem mit bedeutungsschwangeren Wolkenbrüchen – es regnet ziemlich viel in diesem Polizeiruf.

Dafür ist das Drehbuch außergewöhnlich (Alexander Buresch, Matthias Pacht) und die Schauspieler sorgen dafür, dass man diesen Polizeiruf nicht so schnell vergessen wird.