Philosophie Philosophie: Starb Friedrich Nietzsche an einem Hirntumor?
London/dpa. - Nietzsche, der die Theorie vom «Übermenschen» entwickelte, war1889 nach einem Zusammenbruch in einem Heim in Basel untersuchtworden. Dabei hatten die Ärzte zunächst Syphilis diagnostiziert.Später seien sie sich aber nicht mehr sicher gewesen, führte Sax aus.Bei Nietzsche sei keines der für die Geschlechtskrankheit typischenSymptome wie ein ausdrucksloses Gesicht oder schleppendes Sprechenfeststellbar gewesen. Wahrscheinlicher sei ein langsam wachsenderHirntumor, der sowohl Nietzsches Zusammenbruch als auch seineKopfschmerzen und Sehstörungen erklären könne.
Die Syphilis-Geschichte wurde nach Recherchen von Sax 1947 von demNietzsche-Kritiker Wilhelm Lange-Eichbaum verbreitet. Dieserberichtete in einem Buch, ein Berliner Neurologe habe ihm einmalerzählt, dass sich Nietzsche als Student in einem Leipziger Bordellmit der Geschlechtskrankheit angesteckt habe. «Diese einzelne Passagein Lange-Eichbaums zweifelhaftem Buch ist die wichtigste, immerwieder zitierte Grundlage dafür, dass Nietzsche Syphilis hatte»,sagte Sax.
Der britische Nietzsche-Forscher Stephen Houlgate meinte, dieneuen Erkenntnisse könnten zur weiteren Rehabilitierung desPhilosophen beitragen. «Nietzsche war weder Antisemit nochNationalist und hasste den Herdentrieb», sagte er. «Wenn diese neueUntersuchung einen weiteren Irrtum über ihn aus der Welt schafft,freut mich das.»