Philosophie Philosophie: Nietzsche-Gesellschaft tagt in Naumburg
Naumburg/dpa. - Zu derdreitägigen Tagung werden vom 24. bis 26. August rund 50 Referentenaus 15 Ländern der Welt erwartet. «Nietzsche war zwar in derdeutschen Kultur verwurzelt, aber er sah die französische in vielemals die überlegene an. Nach dem Krieg 1870/71 war für ihn klar: DerSieg der deutschen Waffen war nicht der Sieg des deutschen Geistes»,sagt der Geschäftsführer der in Naumburg ansässigen Nietzsche-Gesellschaft Ralf Eichberg in einem Gespräch mit der DeutschenPresse-Agentur (dpa).
Der in Röcken unweit von Leipzig als Pfarrerssohn geborenePhilosoph (1844-1900) gilt Eichberg zufolge als Bewunderer derfranzösischen Moralisten und als Verehrer Napoleons. In den Jahren1883 bis 1888 verbrachte er die Wintermonate in Nizza. In dieser Zeithabe er die zeitgenössische französische Literatur kennen undschätzen gelernt. «Frankreich wurde ihm zur kulturellen Wahlheimat.»
Ein weiterer Tagungsschwerpunkt sind die unterschiedlichenVerläufe der Rezeptionsgeschichte in Deutschland und Frankreich. «WarNietzsches Werk in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wegenseiner angeblichen Nähe zum Nationalsozialismus umstritten, überwogjenseits des Rheins eine unbefangenere Haltung», erklärt Eichberg.Die kompliziertere Beziehung der Deutschen zu Nietzsche habe auchdamit zu tun, dass hier zu Lande die Nietzsche-Schwester Elisabethdas von ihr gegründete Nietzsche-Archiv bedenkenlos der politischenRechten geöffnet habe. «Nach dem Zusammenbruch 1945 hat man Nietzschein Deutschland wie einen toten Hund behandelt. In Frankreich war erhingegen immer Thema.»