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Peter Maffay wird 65 Peter Maffay wird 65: Mit der Lederjacke auf den Flügeln der Erinnerung

Von Steffen Könau 30.08.2014, 10:12
Hoch hinaus: Peter Maffay im März in der Brockenbahn
Hoch hinaus: Peter Maffay im März in der Brockenbahn dpa Lizenz

Halle (Saale) - Natürlich kann er die großen Gesten. Die Faust, den Ausfallschritt mit vorgestreckter Gitarre. Das Kinn-hoch-Gesicht am Ende eines Songs, die Lippen schmal wie ein Strich, ehe sie zu einem breiten Lächeln werden, mit dem er die jubelnden Fans belohnt.

Künstler ist eine Kunst, Rockstar aber vor allem ein Handwerk. Peter Maffay beherrscht es. Näher bei sich aber ist der Mann in der Lederjacke, der als Sohn einer siebenbürgischen Mutter und eines ungarndeutschen Vaters mit 14 aus dem rumänischen Brasov nach Deutschland kam, wenn er allein auf die Präsenz seiner Persönlichkeit vertrauen kann. Dann geht die Tür auf, ein kleiner Kerl kommt herein, eine dunkle Stimme grüßt, blitzschnell orientiert sich Peter Maffay über den Gegenstand der Diskussion. Es dauert dann nur Minuten, bis der zu Beginn seiner Karriere als Schlagersänger missverstandene Vollblutmusiker es auf eine leise, sehr bestimmte Art schafft, den Raum um sich mit seiner Person zu füllen.

Wer Peter Maffay so erlebt hat, etwa in Diskussionen um seine Kinderstiftung oder im rumänischen Sighisoara, wo er vor drei Jahren einen „Schutzraum“ für traumatisierte Kinder eröffnete, ahnt, woher der gigantische Erfolg kommt, der ihm über 44 Jahre, 36 Alben und alle Stilwechsel hinweg treu geblieben ist.

Der Schulabbrecher, der seine ersten musikalischen Gehversuche mit Liedern von Bob Dylan und den Kinks unternahm, ist nicht der begnadetste Sänger, er schreibt nicht die tollsten Hymnen und trotz Lederjacke bleibt sein Deutschrock Bruce Springsteen näher als den Ramones. Doch Maffay ist authentisch vom rollenden „R“ über den Ring im Ohr bis zu den Tattoos. „Auf dem Weg zu mir hab ich mich oft verlaufen. / Die Prügel, die ich bezog, taten weh“, singt er - und es klingt nicht nach Castingshow, sondern als wisse er, wie sich das anfühlt.

Rockmusik allein hat ihm nie genügt. Maffay probierte sich als Schauspieler aus („Der Joker“), er entwarf rund um den kleinen Drachen Tabaluga ein ganzes Kindersehnsuchtskönigreich. Er fehlte bei keinem Protest gegen Rassismus und Hunger und bei keiner Demonstration für Toleranz und Frieden. Aber Maffay buhlt damit nicht um Aufmerksamkeit, das Protestieren und Helfen ist für ihn kein Marketing-Instrument. Als jemand, der Ausgrenzung selbst erlebt habe, sagt er, stecke das so drin. „Im Flugzeug damals nach Deutschland gab mir die Stewardess Bonbons, eine ganze Hand voll! Das waren mehr Süßigkeiten, als ich im ganzen Leben zuvor gesehen hatte.“ Erinnerungen, die ihn bis heute beflügeln, auch und gerade gegen Widerstände.

Einen „Getriebenen“ hat sich Peter Maffay selbst einmal genannt und selbstironisch bemerkt: „Ich bin klein und ich hab ’nen kleinen Kopf“. Der aber sei sehr stur. Und so ist Peter Maffay nun schon Jahre nur noch dem Ziel verpflichtet, die eigene Popularität zu nutzen, um der Welt etwas von den Bonbons zurückzugeben, die er damals im Flugzeug geschenkt bekommen hat. Am Samstag wird der Mann in der Lederjacke 65 Jahre alt. Ab Januar ist er dann wieder auf Tour.

Maffay live in Leipzig: am 28. Januar 2015, 20 Uhr, Arena am Sportforum

Kartenvorverkauf: www.tim-ticket.de