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Peter Maffay Peter Maffay: Verkäufer der Sehnsucht

Von ANDREAS MONTAG 28.08.2009, 07:21

HALLE/MZ. - Peter Maffay,der deutsche Bryan Adams, schafft wie dieserdas große Wir-Gefühl. Ein wichtiger Postenim Popgeschäft, wenn die Geste nur glaubhaftund nicht als Pose erscheint. Maffay glaubtman.

Vor vierzig Jahren hat seine Karrierebegonnen, 1969, als sich in den VereinigtenStaaten der "Summer of Love" ereignet hat.Und morgen feiert Maffay seinen 60. Geburtstag.Die Kerben im Gesicht sind unübersehbar, seinAlter könnte er beim besten Willen nicht verleugnen.Egal, man mag den kleinen, agilen Mann mitdem knarzigen Akzent seiner Siebenbürger Heimat,der anderen seine eigene Sehnsucht verkaufenkann. Man mag ihn sogar, wenn einem seineLieder gar nicht so nah sind. Edmund Hartsch,der jetzt eine autorisierte Maffay-Biografievorgelegt hat, merkt das Phänomen, das auchihm begegnet ist, gleich im Vorwort des Bandesan.

Womit ein Star-Effekt beschrieben wäre, dersicher nicht nur bei Maffay zu beobachtenist, aber bei ihm besonders ausgeprägt: Vielelieben ihn, bemühen sich aber gleichzeitigpeinlich darum, sich von ihm zu distanzieren.Ich bin einer von euch, Leute, hält er seineBotschaft dagegen: Auch wenn ich ein bisschenmehr Geld verdiene als ihr. Heute sei er froh,weitgehend Herr seiner Entschlüsse zu sein,sagt Maffay: "Dazu gehört auch, dass ich mitderselben Lederjacke zum Empfang des Bundespräsidentenund zu einem Biker-Treffen gehen kann".

Oder ins Fernsehen, zu Thomas Gottschalk aufdie Couch. Als er dort Anfang des Jahres 2007eine Wette verlor, gab es anschließend einenMaffay zu sehen, den man so noch nicht kannte:Ohne Jacke, nur im Ringershirt, stemmte ereine Hantel. So oft du kannst, hieß die Aufgabe.Er kämpfte buchstäblich bis zum Umfallen,erst schwand sein Lächeln, dann verließ dendurchtrainierten Sänger endlich die Kraft.Diese Szene hat viel über Herrn GottschalksVerständnis von Fernseh-Unterhaltung erzählt.Und noch mehr vom unbändigen Ehrgeiz Maffays,der als Teenager mit seinen Eltern aus Rumäniennach Deutschland übersiedelte und nur eineswollte: nach oben kommen.

Das hat er geschafft - mit Hits wie "Eiszeit"und früheren, die er heute selber nicht mehrhören mag, jedenfalls nicht im Ernst, sondernnur mit einem Schmunzeln: "Du" ist darunter,"Josie", dazu der größte aller Maffay-Heuler:"Und es war Sommer". Schlager-Peter wurdeer fortan genannt, ein Name, der den Jungen,der am 30. August 1949 als Peter AlexanderMakkay in Brasov (Kronstadt in Siebenbürgen)geboren wurde und so gern ein Rocker seinwollte, tief verletzt hat. An GottschalksHantel hat er wieder gegen die Herabsetzunggekämpft. Und für seinen Stolz. Ein Mann eben,wie er im Buche steht.

Manchmal sagt Maffay aber auch erstaunlicheSätze wie diesen: "Glück ist, wenn mir dasGehen Spaß macht und leicht fällt". Dann istman regelrecht platt, weil soviel Poesie garnicht passen will zu jenem Bild, das er vonsich selbst in die Welt sendet und zum Kopierenfreigegeben hat. Auch das gehört zum Geschäft- wie die Herzlichkeit, mit der der Sängernach der Show treue Fans und die VIPs derjeweiligen Region zu empfangen pflegt. Marketingist die halbe Miete. Und nicht nur Sex sells- auch Freundlichkeit.

Tatsächlich hat Maffay eine Menge guter Werkegetan. Mehrmals war er mit Weltmusikern unterwegs,um der Toleranz, nicht eben der deutschestenTugend, vor Ort auf die Sprünge zu helfen.Und dank seiner "Tabaluga"-Stiftung geht estraumatisierten Kindern ein bisschen besser.Nicht genug? Es gibt Leute, die ihren Geldsacklieber ins Meer würfen, als etwas abzugeben.Maffay gehört nicht dazu. Das verdient Anerkennung.