Peter Kraus Peter Kraus: Mehr als Rock n' Roll

München/dpa. - Dabei wird das große Teenager-Idol der Wirtschaftswunderjahre am 18. März 70 Jahre alt. Den jugendlichenCharme hat sich Kraus in all den Jahren bewahrt. Und seineKreativität ist ungebrochen, auch wenn er betont, er wolle jetzt maletwas ruhiger treten, sein Haus am Luganer See genießen und an seinengeliebten Oldtimern schrauben.
Zum 70. Geburtstag hat sich Kraus selbst ein Präsent gemacht: eineCD mit einer Mischung aus swingender Pop-Musik mit eigenen Texten aufDeutsch, aufgenommen mit der SWR Big Band. «Songs, die ich einfachschön fand», sagt Kraus in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Mit Rock n' Roll hat das Album nichts mehr zu tun. Werso lange wie Peter Kraus erfolgreich im deutschen Show-Geschäftmitmischt, Tourneen, Galaauftritte und Fernsehshows absolviert, kannsich Freiheiten erlauben. Kraus macht schon lange die Musik, die ihmgefällt, «die aus dem Bauch herauskommt». Er hat sein etwas älteresStammpublikum, das keine Konzerttournee auslässt. Und für die Fansspielt er auch seine alten Hits wie «Sugar Baby» oder den Walzer«Schwarze Rose Rosemarie».
Niemals aber würde Kraus kostümiert im Elvis-Stil auf die Bühnetreten. Dass ihm dennoch unverwüstlich das Image desBerufsjugendlichen anhaftet, amüsiert den Musiker sichtlich. «Es gibtSchlimmeres», sagt Kraus und lacht. «Tatsache ist, dass ich michjugendlicher fühle als ich bin.» Doch zu seiner musikalischenLeidenschaft pflegt er auch einen gewissen Abstand und nimmt sie mitHumor. Natürlich macht er auf der Bühne noch den Hüftschwung. «Dannmüssen die Leute aber auch schreien wie 16-jährige Teenager.»
Mit 14 Jahren, sagt Kraus, habe er «Blut geleckt». Von seinemVater, dem Sänger, Schauspieler und Regisseur Fred Kraus, ließ sichder Teenie ein Grundig-Tonbandgerät schenken und überspielte vom US-Soldatensender AFN alle Rock n' Roll-Titel. Seinen ersten Rock n'Roll-Bühnenauftritt hatte Kraus mit 16 Jahren in München. Allein inden ersten vier Jahren seiner Karriere brachte der neue Star 36Schlager heraus, drei Millionen Schallplatten wurden europaweitverkauft. Kraus, dessen eigentlicher Name Peter SiegfriedKrausenecker ist, gilt heute neben Ted Herold als eine Ikone derdeutschen Rock n' Roll-Musik.
Parallel wurde Kraus ein Filmstar der 50er und 60er Jahre. «Dasfliegende Klassenzimmer», «Der Pauker», «Alle lieben Peter» warenRiesenerfolge. Mit Cornelia Froboess bildete Kraus das Film-Traumpaarder 50er Jahre («Wenn die Conny mit dem Peter», «Conny und Petermachen Musik»). Während es Froboess ins ernste Schauspielfach zog -sie ist heute eine gefeierte Darstellerin am Münchner Residenz-Theater -, blieb Kraus der Musik treu.
Zwar dachte auch er eine Zeitlang über einen Wechsel zum ernstenFilm nach. Doch sein Herz hänge einfach wahnsinnig «am Musik machen»,bekennt er. Allein auf der Bühne zu stehen, eine Band hinter sich,und zwei Stunden Musik zu machen, das ist für ihn der größte Kick.Für sein Lebenswerk wurde der «deutsche Elvis» 2006 mit dem «Echo»-Preis geehrt. Auch als Regisseur versuchte sich Kraus, doch hinterder Kamera zu stehen, hatte für ihn nie den Reiz. Eine weitereLeidenschaft ist für ihn das Malen, auch wenn er derzeit nicht dieRuhe dazu findet. Seine ersten Memoiren verfasste er im übrigen schonmit gut 50 Jahren.
Auch wenn sein Leben rastlos scheint, privat ist Kraus ein treuerEhemann. Seit 40 Jahren ist er mit seiner Traumfrau Ingridverheiratet, einem ehemaligen Fotomodell aus Wien. 2001 hatten dieFamilie einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften, ihre Tochterstarb an Krebs. Ihren Tod verarbeitete Kraus mit dem Lied «JedesMal».
Mit 70 will Peter Kraus vernünftiger werden. «Ich denkeeigentlich, dass ich ruhiger treten werde.» Nein, natürlich sei damitnicht ein spektakulärer Abschied von der Bühne gemeint, beruhigt erseine Fans, und plant schon die nächste Tournee im Oktober. «Aber ichhabe ja noch meine Frau als Berater und als Bremse.»