Peter Gotthardt Peter Gotthardt: Der Mann hinter dem Hit

Berlin/dapd. - Zuvornämlich hatte ihn die Band seiner Ansicht nach jahrzehntelangunterschlagen, wenn es um die Urheberschaft der Hits «Geh zu ihr»und «Wenn ein Mensch lebt» ging.
«Es war ein großes Glück für uns, die von Peter geschriebenenSongs für Paul & Paula zu interpretieren», schreiben die Musiker. Esist späte Genugtuung für einen, der im Osten der Republik zu denführenden Film- und Fernsehkomponisten zählte und nach der WendeMusiken für «Hitlerkantate» und «Der Unhold schrieb», mit dessenNamen aber nur wenige etwas anfangen können. «Ich habe den Eindruck,mich hat es nie gegeben», sagt er nicht ohne Koketterie.
Das stimmt nicht ganz. Die Liste der Gratulanten bereits vor demGeburtstag am 22. August ist lang. Berlins Regierender Bürgermeisterund Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) schreibt: «Sie haben inJahrzehnten ein Werk geschaffen, das seinesgleichen sucht.»
Zwtl.: Mehr als 500 Musiken für TV und Film
Geboren wurde Gotthardt in Leipzig. In Ost-Berlin studierte erKomposition, Tonsatz und Arrangement. Er arbeitete als Liedbegleiterfür den «Arbeitersänger» Ernst Busch und als Korrepetitor an derKomischen Oper in Berlin. Er leitete Orchester in Rostock undDresden und schrieb mehr als 500 Musiken für Film und TV.
Das hat er inzwischen aufgegeben. Ein letzter Versuch scheiterte2009 in der Zusammenarbeit mit dem israelischen Regisseur DrorZahavi für den Film «Uranberg». Die Sache soll juristischausgefochten werden. Für viel mehr fehlt ihm die Kraft - Gotthardtkann nur noch vier Stunden am Tag arbeiten. Noch immer laboriert derKünstler an einem Schlaganfall, der ihn vor zwei Jahren teilweiselähmte: Ein «Hirnknall», wie er selbst sagt. Danach brachte er sichdas Sprechen und Klavierspielen selbst wieder bei.
Kurz darauf veröffentlichte er im eigenen Verlag eine Doppel-CDzur friedlichen Revolution und zur Interpretation derPaul-und-Paula-Lieder durch andere Sänger und Bands. Für dasRuhrgebiet und seine Europäische Kulturhauptstadt 2010, Essen,entstand das Vokal-Oratorium «Hexenflosz».
Im eigenen Auftrag vertonte er seit Anfang 2011 die legendärenStummfilme «The Iron Horse (USA, 1924) und »El Husar de la muerte«(Chile, 1925). Gerade entstand eine »Küchenrevue« mit selbstkomponierten Alt-Berliner Liedern. Anschließend ergänzte er seineMusik für die Neuverfilmung von »Der Hauptmann von Köpenick« (D,1997), die ihm damals von Regisseur Frank Beyer und DrehbuchautorWolfgang Kohlhaase nahezu gänzlich gestrichen worden war, wieGotthardt sagt.
Zwtl.: Jubiläumskonzert im Berliner Konzerthaus
Zu hören sein werden die neuen und alten Werke am 27. Oktober imKonzerthaus am Gendarmenmarkt. Unter der Leitung von JohannesLucchesi spielt das Jugendsinfonieorchester des Händel-GymnasiumsBerlin. Vorher feiert er mit Filmschaffenden und Kollegen in seinemkleinen märkischen Landhaus in Mahlsdorf.
Auch ein neues Projekt hat der Komponist bereits auf dem Pultliegen. Bis 2012 soll sein erstes Musical entstehen, das er gern ander Staatsoperette Dresden uraufführen würde. Das Stück mit demTitel »ShoeCity - Die Stadt der Schuhe« spielt Anfang der 1930erJahre.
Gotthardt ist glücklicher Vater und Großvater. Eine seiner beidenTöchter heißt Paula - eine Reminiszenz an den Film, der ihn berühmtmachte und für dessen bekannteste Lieder er klaute, wie er einräumt:Bei Beethoven, bei Slade und bei den Bee Gees und ihrem Hit »Spicks& Specks«.