Peaches Peaches: Sex ist ihr Metier

Berlin/dpa. - Zudem gilt die in Berlinansässige Künstlerin als Mitbegründerin des «Electroclash», einerMelange aus Punk und Electro. Vor rund zehn Jahren kam Peaches ausKanada nach Berlin, um mit ihrem Debüt «The Teaches Of Peaches» undTiteln wie «Fuck The Pain Away» für Aufregung in der Hauptstadt-Szenezu sorgen. Gerade ist mit «I Feel Cream» das vierte Album derKanadierin erschienen. An diesem Samstag gibt sie ein Konzert imAstra Kulturhaus in Berlin, weitere Auftritte sind in den USAgeplant.
Immer wieder geht es bei Peaches um Geschlechterstereotypen.Konsequent hinterfragt die 40-Jährige Rollenmuster. Auf dem Cover desAlbums «Fatherfucker» etwa präsentiert sie sich mit einem Vollbart.Jahre vor Charlotte Roche («Feuchtgebiete») machte Peaches weiblicheSexualität zum Thema, weigerte sich, ihre Körperbehaarung zurasieren. Das «schlimme Früchtchen» nannte sie die «SüddeutscheZeitung». Der letzten Platte «Impeach My Bush» (2006) gelang derEinstieg in die amerikanischen Charts.
In der Pop- und Kunstwelt hat die Sängerin, die sich nach derProtagonistin eines Nina-Simone-Songs benannt hat, viele Bewunderer.Der Song «Fuck The Pain Away» taucht im Film «Lost in Translation»auf. Duette hat die Kanadierin schon mit Pink, Marilyn Manson undIggy Pop gesungen. Madonna gehört zu ihren Fans, ist zu lesen. KarlLagerfeld fotografierte die dunkelhaarige Künstlerin für ein Mode-Journal, Britney Spears soll angeblich Peaches vergebens um eineZusammenarbeit gebeten haben. Provokation der Provokation wegenreicht der Trendsetterin nicht: Peaches hält auch Vorlesungen, etwaan der Frankfurter Städelschule.
Die neue Platte «I Feel Cream» ist weniger ein Rock- denn einDance-Album, Gitarren kommen nicht zum Einsatz. Dafür gibt es an die90er Jahre erinnernden Techno und eine Ballade («Lose You»). FürsAlbum hat Peaches unter anderem mit dem Hamburger Duo Digitalism undder lesbischen Rapperin Shunda K zusammengearbeitet. Die CD gilt alsbisher poppigstes Werk der in Toronto aufgewachsenen Exil-Kanadierin.
An die Stelle des Themas Sex tritt bei Peaches verstärkt dereigene Alterungsprozess. Gerade unter Musikern sei die Angst vor demÄlterwerden verbreitet, erklärte die ehemalige Grundschullehrerin inInterviews zum neuen Album. Dem Magazin «Neon» sagte sie: «Ich binkeine Feministin und keine Intellektuelle.» Die Männerwelt bekommttrotzdem ihr Fett weg. Etwa in «Mommy Complex» oder dem Titelsong,dort heißt es: «Guys like you need to be led» (Jungs wie dir muss manzeigen, wo es langgeht). Wo's langgeht, das zeigt die auf Provokationgebürstete Kanadierin längst nicht mehr nur den Männern in ihrerWahlheimat Berlin.