Passionsfilm Passionsfilm: Mel Gibsons Mittelalter-Spektakel ist fast perfekt

Halle/MZ. - Der Film "Die Passion Christi", der inden USA schon ein Renner ist und am Donnerstagvorfristig in die deutschen Kinos kommt, lässtsich in einem Satz beschreiben: Er ist ärgerlichund dumm. Natürlich ist es Mel Gibson völligunbenommen, welche Formen der Frömmigkeiter selber praktiziert - wenn er diese aberals Kunstwerk deklariert und damit weltweithausieren geht, darf man schon widersprechen.
Für den Glauben der Christen sind Leiden,Tod und Auferstehung Jesu Christi von zentralerBedeutung. Darüber hinaus ist seine Botschaftder Liebe (und die Auseinandersetzung mitihr) neben dem Erbe der Antike entscheidendfür die Entwicklung der Kultur in Europa gewesen -und ist es immer noch.
Wer sich mit Ethik befasst, wird wohl nichtumhin kommen, die Bergpredigt zu lesen; Fromme,Friedfertige wie Freiheitssuchende legitimierenihr Tun aus der Heiligen Schrift. Dies allessind denkbare und dankbare Themen, auf dieman kommen könnte, wenn man sich den oft verfilmtenStoff neuerlich vorknöpfen zu müssen glaubt.Nicht so Mel Gibson. Er stellt das Leiden,die Passion Christi in den Mittelpunkt. Derganze, komplizierte Rest ist ja sowieso inden Kanon der zivilisierten Welt eingeschrieben,mag er gedacht haben. Damit muss man sich(und die Zuschauer) nicht unnötig plagen.Ein paar weichgezeichnete Rückblenden vordem geistigen Auge des geschundenen Erlöserstun es auch, um theologisch korrekt zu sein.
Lieber schminkt man den armen Jim Caviezel,der den Jesus machen muss, jeden Tag sattesieben Stunden lang, bis er aussieht wie einerohe Leber. Dann kann es losgehen mit demheiligmäßigen Exhibitionismus. Haut den Jesus,heißt die Parole, und grässlich grinsendeSöldner foltern fröhlich voran im frömmelndenSado-Maso-Kitsch. Das geht über eine Stundeso. Und immer, wenn man glaubt, nun wäre esausgestanden, wird noch ein Lichtlein derGrausamkeit aufgesteckt. Mit wahrer Wollustführt Gibson vor, wie dem Todgeweihten ellenlangeNägel durch die Hände getrieben werden, Blutspritzt zum Himmel, und auch der Teufel istleibhaftig unterwegs. Ehrensache.
Es ist vorab viel darüber gesprochen worden,der Film sei nicht nur brutal (was er in Ekelerregender Weise ist), sondern auch antisemitisch.Auch das trifft durchaus zu, insofern MelGibson mit seiner Blutorgie virtuos die Emotionengegen die Peiniger Christi schürt. Liegt es,in Ermangelung römischer Legionäre, die bekanntlichausgestorben sind, nicht nahe, wieder einmalzu kolportieren, dass es die Juden waren,die unseren Herrn Jesus ans Messer gelieferthaben? Auch wenn der Regisseur es natürlichabstreitet: Ein Geschmäckle hat die Geschichteschon.
In der Hauptsache aber bleibt es beim Eingangsbefund:ärgerlich und dumm. Wer ernsthaft glaubt,das täuschend echte Ausstellen von Blut undWunden sei Kunst und die schaurige Additionvon Schmerz und Leiden führe die Menschheitzur Läuterung, dem ist wirklich nicht mehrzu helfen.
Ab 16 Jahre. Start am Donnerstag u. a.: Cinemaxx Halle, UCI Kinowelt Dessau und CineStar-Filmpalast Leipzig
