Pariser Buchmesse Pariser Buchmesse: Gemeinsam für kulturelle Vielfalt
Paris/dpa. - Diesmal waren sich Bundeskanzler Gerhard Schröder und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac einig: Das Buch ist Symbol für Kultur und muss geschützt werden. «Das Buch ist mehr als eine Ware, es ist Symbol für die Kultur eines Landes. Frankreich und Deutschland halten an der Buchpreisbindung fest», erklärten die beiden Regierungschefs auf der Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen Pariser Buchmesse am Donnerstagabend. Deutschland ist als Gastland auf dem 26. «Salon du livre» mit mehr als 50 Autoren und zahlreichen Verlegern vertreten. Die Messe dauert bis zum 21. März.
Zu einer Zeit, in der die deutsch-französischen Beziehungen etwas abgekühlt sind, bietet das Fest des Buches beiden Ländern Gelegenheit zur Annäherung - etwa durch das Thema Buchpreisbindung. «Wir müssen dieses System gemeinsam verteidigen», forderte Chirac.
Schröder unterstrich auch die Bedeutung der Kulturbeziehungen für den Dialog zwischen Deutschland und Frankreich. Die Pariser Buchmesse sei ein Zeichen für ein neu erwachtes Interesse «gerade auch am literarischen Nachwuchs im Nachbarland», sagte er. Im Anschluss an die Eröffnung stand für Schröder ein Empfang beim französischen Premierminister Lionel Jospin mit Autoren und Verlegern beider Länder auf dem Programm.
«Deutschland und Frankreich müssen gemeinsam für sprachliche und kulturelle Vielfalt in der Welt kämpfen», verkündete der sozialistische Premier auf dem Empfang im Matignon-Palast. Er glaube jedoch nicht, dass die kulturellen Unterschiede durch das Einheitsmodell der angelsächsischen Kultur bedroht seien.
Am deutschen Stand tummelten sich bei Brezel, Vollkornbrot mit Kräuterquark und viel Champagner mehrere hundert geladene Gäste - darunter die Autoren Benjamin Lebert, Matthias Politycki, Judith Hermann, Emine Sevgi Özdamar und Michael Krüger. Günter Grass und Peter Sloterdijk, die ihre übersetzten Werke ebenfalls auf dem «Salon du livre» präsentieren werden, waren nicht bei der Eröffnungsfeier.
Außerdem stellt Deutschland Schriftsteller wie Volker Braun, Christoph Hein, Tim Staffel, Michael Kumpfmüller und Herta Müller vor. «Wir hoffen, dass einige dieser Autoren mit überraschend frischem Ton endlich mit dem im Ausland vorhanden Klischee der ernsten, unsinnlichen Literatur aufräumen werden», teilten die Organisatoren mit, die am deutschen Stand ein umfangreiches Programm aus Lesungen und Podiumsdiskussionen anbieten.
Viele Veranstaltungen haben Berlin zum Thema, wie eine Dia- Installation mit 400 Fotografien oder die «Russendisko» des deutsch- russischen Autors Wladimir Kaminer, mit der die deutsch-russische Szene Berlins vorgestellt werden soll. Insgesamt nehmen an der Messe mehr als 1400 Verlage aus 21 Ländern teil. Deutschland ist zum zweiten Mal seit 1989 Ehrengast und Themenschwerpunkt der Buchmesse.