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Paris Paris: Vorstoß für Wiederaufbau des Tuilerienschlosses

Von Hanns-Jochen Kaffsack 23.02.2004, 06:56
Spaziergänger in den Pariser Tuilerien-Gärten, die Andre Lenotre für den Sonnenkönig Ludwig XIV. schuf; im Hintergrund der Eiffelturm (Archivfoto aus dem Jahr 1996). Vom Louvre aus hat man heute einen freien Blick über die Tuileriengärten auf den Champs-Elysées. Einst stand hier der Tuilerien-Palast, der politischen Wirren zum Opfer fiel. Nun gibt es Pläne, diesem Palast aus dem 16. Jahrhundert wieder aufzubauen. (Foto: dpa)
Spaziergänger in den Pariser Tuilerien-Gärten, die Andre Lenotre für den Sonnenkönig Ludwig XIV. schuf; im Hintergrund der Eiffelturm (Archivfoto aus dem Jahr 1996). Vom Louvre aus hat man heute einen freien Blick über die Tuileriengärten auf den Champs-Elysées. Einst stand hier der Tuilerien-Palast, der politischen Wirren zum Opfer fiel. Nun gibt es Pläne, diesem Palast aus dem 16. Jahrhundert wieder aufzubauen. (Foto: dpa) dpa

Paris/dpa. - Wer nach einem Besuch des Louvre-Museums im Herzen von Paris den beliebten Tuilerien-Gärten zustrebt, hat freie Bahn und freie Sicht. Immer geradeaus weiter geht es zu den Champs-Elysées und zum Triumphbogen. Nur wenige der Millionen Touristen, die jährlich zu einem solchen Spaziergang unweit der Seine aufbrechen, wissen um das, was einst Ausblick und Weg versperrte - und historisch bedeutsam war: Der den Louvre abschließende Tuilerienpalast, der politischen Wirren zum Opfer fiel. Nun gibt es Pläne, das Schloss der Katharina von Medici aus dem 16. Jahrhundert für 300 Millionen Euro wieder aufzubauen.

Manche sehen es als verrückte Idee an, andere als «Verbeugung» der Moderne vor der Geschichte. In jedem Fall erinnert die Initiative an die Wiederaufbaupläne für das 1950 gesprengte Berliner Stadtschloss.

Alte Stiche zeigen noch das prunkvolle einstige Zentrum der Macht nahe der Seine am Pont Royal. In einer Mai-Nacht des unruhigen Jahres 1871 nach dem Deutsch-Französischen Krieg brannten Aufständische der Pariser «Commune» den geschichtsträchtigen Palast nieder, in dem seit 1789 - von Ludwig XVI. über den Revolutionsausschuss bis zu Napoleon III. - alle Herrscher Frankreichs ihren Sitz hatten. Der Palast hatte nicht das Glück des ebenfalls eingeäscherten Pariser Rathauses, das wiedererrichtet wurde. Nach einem Gesetz von 1882 wurde die Ruine des einstigen Renaissance-Prunkschlosses also dem Erdboden gleichgemacht. Trümmer wurden verscherbelt, und der Palast geriet in Vergessenheit. Vorhanden sind heute nur noch die Steine von zwei Erdgeschossarkaden.

«Die Tuilerien, das ist seit langem allein der Garten, doch ist der Palast ein gefühlsmäßig aufgeladener historischer Ort», eröffnete Alain Boumier, Präsident der «Académie du Second Empire» die Debatte um einen originalgetreuen Wiederaufbau. Dabei ginge es um etwa 20 000 Quadratmeter umbauten Raumes mit drei Etagen. Das ehrgeizige Vorhaben der Akademie, die unter dem Patronat einer Prinzessin Napoleon steht, bekommt in Paris bereits öffentlichen Zuspruch. Die Tageszeitung «Le Figaro» widmete den Schlossplänen eine ganze Seite, der konservative Kulturminister Jean-Jacques Aillagon hat sich wohlwollend geäußert.

Bleibt die Frage, wie ein solches Mammutprojekt finanziert werden kann und ob die veranschlagten 300 Millionen Euro denn dafür reichen. Mehrere Kunst- und Architektur-Akademien sind zwar gleichfalls dafür, den offenen Platz zwischen den beiden Louvre-Flügeln zu schließen und mit einer Terrasse auf dem neuen Palast auch wieder einen Blick von oben auf den Tuilerien-Garten zu ermöglichen. Doch in Zeiten der leeren Kassen müssen sich die Befürworter etwas einfallen lassen. Sie wollen einen nationalen Ausschuss gründen und planen eine Werbeaktion, bei der drei Tage lang die 266 Meter lange frühere Palastfassade in einer Filmprojektion zu sehen sein wird.

Mäzene sowie nationale und internationale Anleihen sollen den Wiederaufbau finanzieren. Immerhin hat die Louvre-Restaurierung das Vierfache gekostet. Und dieses wichtigste Pariser Museum, das immer unter Platznot leidet, könnte von neuen Räumlichkeiten profitieren. Die Nutzung für Empfänge oder für ein Tuilerien-Museum werden schon erwogen.

Die Glaspyramide im Innenhof des Pariser Museums Louvre. (Foto: dpa)
Die Glaspyramide im Innenhof des Pariser Museums Louvre. (Foto: dpa)
AFP