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Ottfried Fischer Ottfried Fischer: Ein bayerischer Pfundskerl

05.11.2003, 11:58
Ottfried Fischer - hier im Mai 2002 bei Dreharbeiten zum Fernsehfilm «Der Bestseller - Mord auf Italienisch» - landet als «Der Bulle von Tölz» weiterhin Quotenhits. (Foto: dpa)
Ottfried Fischer - hier im Mai 2002 bei Dreharbeiten zum Fernsehfilm «Der Bestseller - Mord auf Italienisch» - landet als «Der Bulle von Tölz» weiterhin Quotenhits. (Foto: dpa) dpa

München/ddp. - Der Mann hat's nicht leicht. Er ist ein erfolgreicher, mit Preisen ausgezeichneter Kabarettist, hat mit seinen Fernsehrollen ein Millionenpublikum, bietet mit seiner eigenen TV-Show ein Sprungbrett für den kabarettistischen Nachwuchs - und welche Frage kommt in fast jedem Interview: «Finden Sie sich eigentlich zu dick?» Ottfried Fischer nimmt es gelassen: «Man muss in die Schublade gesteckt werden, in die man hineinpasst. In eine kleinere Schublade passe ich nicht», sagte er einmal in einem Interview. Am Freitag (7. November) wird er 50. Und wird weiterhin «Bullen» und «Pfundskerle» spielen: Rollen, die ihm auf den stattlichen Leib geschneidert sind.

Spätestens seit Fischer 1996 für Sat.1 in die Rolle des «Bullen von Tölz» schlüpfte, ist er bundesweit der schwergewichtige Parade-Bayer. Als grantelnd-gemütlicher Ermittler Benno Berghammer stellt er in der oberbayerischen Kleinstadt mittlerweile im achten Jahr Mörder und andere Kriminelle. Er ist als «Pfundskerl» der niederbayerische Journalist Gottfried Engel, den es nach Hamburg verschlägt, er mimt als «Leo Leitner» den gemütlichen bayerischen Krimi-Autor, und als «Pfarrer Braun» versetzt ihn die Kirchenleitung aus den Bergen an die Nordsee.

Fischer wird zum Fachmann für alles Bayerische: «Spiegel-Online» ließ sich von ihm anlässlich der Landtagswahl im Herbst das Wesen des Freistaat-Bewohners erklären - das aus Fischers Sicht vor allem von einer gewissen Schizophrenie gekennzeichnet ist, «weil der bayerische Bürger zwar zu 60 Prozent CSU wählt und deren Obere abgöttisch liebt, sich aber trotzdem freut, wenn ihnen ans Bein gepinkelt wird».

Doch so urbayerisch, wie es seine Rollen glauben lassen, ist Fischer gar nicht. Sein Vater ist Westfale. Diese Gegensätze hätten die «Reibung» erzeugt, «die man braucht», sagt Ottfried Fischer heute dazu. Er wächst auf einem Einödhof in der Nähe von Passau auf, besucht eine Klosterschule und beginnt ein Jurastudium. Aber schon bald tauscht er den Hörsaal gegen die Kabarettbühne. 1976 steht er mit dem Ensemble «Machtschattengewächse» auf der Bühne des eigens dafür gegründeten Münchner Hinterhoftheaters. Zwei weitere Programme folgen.

Von 1982 bis 1987 tritt er zusammen mit seinem Kollegen Jockel Tschiersch auf. Das Duo wird für seine scharfzüngigen Texte mit dem «Salzburger Stier» und dem «Deutschen Kleinkunstpreis» ausgezeichnet. Ein Telefonat lässt ihn über Bayern hinaus für Aufsehen sorgen: Als «Ministerpräsident Franz Josef Strauß» lädt er 1987 den österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim zum Oktoberfest ein. Der ist erst hoch erfreut über die Einladung - und soll sich dann höchst verärgert über die «Methoden kriminellen Kabaretts» beklagt haben.

In den 80er Jahren beginnt auch Fischers Kino- und Fernsehkarriere. Sein Kinodebüt gibt er 1983 in dem Jugendfilm «Echt tu matsch». Bekannt machen ihn vor allem seine Rollen in den legendären Serien von Autor und Regisseur Franz Xaver Bogner. In «Irgendwie und Sowieso» vertilgt er als Bauernsohn «Sir Quickly» Unmengen von Himbeerjoghurt, in «Zur Freiheit» ist er der Metzger Felix Summerer.

Mit dem Spagat zwischen leichter bis seichter Unterhaltung und politischem Kabarett hat der vielbeschäftigte 160-Kilo-Mann kein Problem: Er spielt in der Herz-Schmerz-Serie «Ein Schloss am Wörthersee», in der Wende-Komödie «Go, Trabi, Go», im Oscar-nominierten Spielfilm «Das schreckliche Mädchen», steht bei den Salzburger Festspielen auf der Theaterbühne und ist mit seinen Solo-Kabarettprogrammen «Schwer ist leicht was» und «Was tun.» in Kabaretttheatern unterwegs.

Seit den Erfolgen des «Bullen von Tölz» ist der «bayerische Ehrenkommissar» Fischer, der mit seiner Frau Renate und seinen beiden Töchtern Lara und Nina vor den Toren Münchens in Gauting in einem Landhaus am Würm-Ufer lebt, auf die Rolle des pfundigen Bayern abonniert. Für eigenes Kabarett bleibt nicht mehr viel Zeit. «Ich sage mir immer, wenn die vom Fernsehen mich nicht mehr wollen, dann mache ich wieder richtig Kabarett», sagte er einmal im ddp-Interview. Stattdessen bietet Fischer seit 1995 mit seiner Sendung «Ottis Schlachthof» im Bayerischen Fernsehen einmal im Monat seinen «Stammtischbrüdern und -schwestern» Kabarett und Comedy von Newcomern und Arrivierten der Szene.

(Zum 50. Geburtstag von Ottfried Fischer wiederholt das Bayerische Fernsehen am 7. November um 23.30 Uhr eine Folge der Talk-Sendung «Showgeschichten» mit Fischer als Gast)