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Ostrock Ostrock: Klassik-Kollektiv stürmt Hitparade

Von Steffen Könau 19.07.2007, 17:36

Halle/Berlin/MZ. - Klaus Koch hat lange von einem solchen Projekt geträumt. Kurz vor dem Mauerfall schon hatte der gebürtige Wittenberger sein Buschfunk-Label als erste unabhängige Plattenfirma der Noch-DDR gegründet. Seitdem gelangen ihm mit Künstlern wie Gerhard Gundermann, Gerhard Schöne oder Renft zahlreiche bemerkenswerte Alben und großartige Tourneen.

Nur ein Hit, der hat gefehlt. Bisher, denn jetzt haben Geigen, Bratschen und Waldhörner, mit denen das 43-köpfige Orchester Lieder wie "Lebenszeit" und "Nach Süden" neu interpretiert, "Ostrock in Klassik" als erstes Buschfunk-Album bis in die Verkaufshitparade geschoben.

Ein Wunder aber ist das nicht. Das Album, an dem die 17 beteiligten Rockstars, der Produzent und das Filmorchester ein halbes Jahr lang feilten, begnügt sich nicht damit, die alten Melodien ehrfürchtig nachzuspielen. Unter Leitung von Dirigent Bernd Wefelmeyer blasen die klassischen Musiker den Klassikern neuen Atem ein: Von der kollektiv vorgetragenen Renft-Ballade "Wer die Rose ehrt" bis zum abschließenden Puhdys-"Buch" atmet das Album eine Dynamik, die den Originalversionen meist fehlt.

Erstaunlich ist auch, dass nicht nur Originalinterpreten wie Veronika Fischer ("Dass ich eine Schneeflocke wär") oder Dirk Michaelis ("Als ich fortging") es schaffen, ihre zum Teil Jahrzehnte zurückliegende Gesangsdarbietung zu wiederholen. Sondern dass gerade die Ersatz-Sänger Anna Loos (Silly) und Claudius Dreilich (Karat) den bewährten alten Stücken Eigenes hinzufügen. Anna Loos versucht gar nicht erst, zu singen wie ihre Vorgängerin Tamara Danz, die weicher klang und rauchiger. Claudius Dreilich hingegen ist auch stimmlich hörbar der Sohn seines Vaters Herbert.

Auf dem hübsch im Stil einer Schallplatte gestalteten Album geht es nicht um Neuinterpretation, um Dekonstruktion und einen Transport der Ostrock-Werke ins Heute. Stücke wie "Am Abend mancher Tage" mit dem grandiosen Werther Lohse oder Karats "Albatros" brauchen keine Generalüberholung, sondern nur ein wenig Make Up, um wieder zu strahlen. Das Klassik-Kollektiv um Dieter "Maschine" Birr, Keyboard-Legende Ed Swillms und Silly-Antreiber Uwe Hassbecker tut das einzig richtige - es vertraut auf die Kraft der großen Gänsehaut-Balladen und spielt sie mit Herz und heißem Atem - nach einem ersten erfolgreichen Live-Durchlauf ab Ende August auch wieder auf den Bühnen.

Ostrock-Klassik im Konzert: 31.8. Hannover - Parkbühne

7.9. Rostock - IGA-Park

8.9. Berlin - Wuhlheide