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Österreich Österreich: Kabarettist Georg Kreisler ist tot

22.11.2011, 22:19
Der Komponist und Schriftsteller Georg Kreisler steht in Rostock mit Corny Littmann (l.) auf der Buehne des Rostocker Volkstheaters (ARCHIVFOTO: DAPD)
Der Komponist und Schriftsteller Georg Kreisler steht in Rostock mit Corny Littmann (l.) auf der Buehne des Rostocker Volkstheaters (ARCHIVFOTO: DAPD) dapd

Salzburg/Hamburg/dapd. - Der Chansonnier und Kabarettist GeorgKreisler ist übereinstimmenden Medienberichten zufolge tot. Er starbam Dienstag nach einer schweren Infektion im Alter von 89 Jahren inSalzburg, wie das «Hamburger Abendblatt» unter Berufung auf seineFrau Barbara berichtete. Auch die «Salzburger Nachrichten»vermeldeten in ihrer Online-Ausgabe den Tod des Künstlers, der vorallem in den 1970er Jahren hohe Popularität als Sänger erlangte undmit dem Lied «Tauben vergiften im Park» berühmt wurde.

Kreisler kam 1922 in Wien als Sohn eines jüdischen Rechtsanwaltszur Welt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialistenemigrierte er 1938 mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten underhielt fünf Jahre später die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Neben seiner späteren Karriere als Kabarettist und Chansonnierwies Kreisler auch als Autor und gelegentlich als Dirigent seineVielseitigkeit nach. Für das Musiktheater schrieb er eigenedramatische Texte und stand bei verschiedenen Festspielen am Pult.

Mit seinem zynisch-provokanten Humor Wiener Prägung begeisterteKreisler die Kritiker, wurde aber auch oft boykottiert und zensiert.Als seine Texte Ende der 1960er Jahre zunehmend politisch wurden,verlor er den festen Sendeplatz im Fernsehen mit seinerKabarett-Serie «Die heiße Viertelstunde» und wurde im Radio nur nochselten zu Gehör gebracht.

1975 zog Kreisler nach Berlin, wo er mit seiner neuenLebenspartnerin Barbara Peters bis 1991 im Theater «Die Wühlmäuse»auftrat. Seit den 1980er Jahren verlegte er sein künstlerischesWirken auf das Schreiben und veröffentlichte mehrere Romane. MitPeters, die seine vierte Frau wurde, zog der selbst ernannte«Heimatlose» 1992 nach Basel um, wo er sich unter anderem für eineeigenständige Schweiz und gegen deren EU-Beitritt engagierte.

Seinen ab 1998 mehrfach angekündigten Abschied von der Bühne nahmKreisler immer wieder zurück und ging stattdessen doch noch einmalmit seinen «alten bösen Liedern» auf Tournee. Als er im März 2010mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnetwurde, lobte die Jury, Kreislers «wissender Spott, sein scharferBlick auf die Zeit, sein satirisches Vermögen» seien bemerkenswert.