Österreich Österreich: Alfred Hrdlicka wurde in Wien beigesetzt

Wien/dpa. - Dichtes Schneetreiben begleitete die Trauerfeier für den kommunistischen Bildhauer, Maler und Grafiker,der in einem roten Sarg auf dem Zentralfriedhof beigesetzt wurde. Der Linken-Vorsitzende Oskar Lafontaine, der während der Beerdigung Hrdlickas zweiter Frau Angelina zur Seite stand, würdigte den Österreicher als Verfechter einer besseren Welt: «Sein Vermächtnis heißt: Nicht müde zu werden im Kampf um eine gerechtere, um eine freiere Gesellschaft», erklärte Lafontaine in seiner Rede, die er mit den Worten «Freundschaft, lieber Alfred» schloss.
Religiöse und politische Lieder umrahmten die von Dompfarrer Toni Faber geleitete Trauerfeier. Zum Auftakt erklang «Maria durch ein Dornwald ging», den Abschluss bildete die «Internationale». Hrdlicka, der am 5. Dezember im Alter von 81 Jahren gestorben war, bezeichnete sich selbst als «Paten der Linkspartei» in Deutschland, weil er Gregor Gysi und Lafontaine davon überzeugt habe, gemeinsam Politik zu machen.
An der Beerdigung nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik undKultur teil, darunter Bundespräsident Heinz Fischer, WiensBürgermeister Michael Häupl und die österreichische Sängerin undSchauspielerin Dagmar Koller. «Er war ehrlich bis zurRücksichtslosigkeit», würdigte Wiens Kulturstadtrat AndreasMailath-Pokorny den streitbaren Künstler. «Nicht er suchte dieKonflikte, sondern sie wurden an seinen Werken sichtbar.»
Am Sonntagmorgen war Hrdlicka zunächst offen aufgebahrt worden, um denBürgern die Möglichkeit zu geben, von dem Künstler Abschied zu nehmenund sich in ein Kondolenzbuch einzutragen. Neben dem Sarg waren einevon Hrdlicka geschaffene Bronzefigur sowie Hammer und Meißelplatziert, um an das große bildhauerische Werk Hrdlickas zu erinnern,berichteten österreichische Medien.
Hrdlicka habe Kunst immer als Arbeit verstanden, sie sei bei ihm«aus Reibung und Widerstand, aus Streben nach Freiheit, auselementarem Verlangen entstanden», aber sie sei nie Selbstzweckgewesen, sagte Österreichs Kulturministerin Claudia Schmied. «AlfredHrdlicka hat daran geglaubt, dass sich die Welt verändern lässt.»
In seinem Atelier im Wiener Prater hatte der am 27. Februar 1928geborene Künstler so monumentale Werke wie das Mahnmal gegen Kriegund Faschismus auf dem Albertinaplatz in Wien oder das Gegendenkmalzum Hamburger Soldatendenkmal erschaffen. Umstrittene Werke warendies, Hrdlicka war kein bequemer Künstler. Als zentrale Themen hatteer sich Krieg, Unterdrückung, Rebellion und Faschismus auserkoren.
Hrdlicka fand seine letzte Ruhestätte auf eigenen Wunsch nebenseiner verstorbenen ersten Frau Barbara. Der Künstler hatte das Grabselbst gestaltet. Auf dem Grab thront ein massiver bronzenerFrauentorso, der sich mit dem Tod vereinigt.
Im kommenden Juni soll eine Schau in der Orangerie des UnterenBelvedere in Wien unter dem Titel «Schonungslos» an den«schonungslosen Humanismus» seines Werks erinnern. Seine letzteSkulptur zeigt die Ordensfrau Schwester Restituta. Sie war im Mai inder Barbarakapelle des Stephansdoms aufgestellt worden. Mailath-Pokorny brachte es am Samstag auf den Punkt: Hrdlickas«unerschrockenes gesellschaftspolitisches Engagement» werde fehlen,«seine Kunst aber, diese aussagekräftige, kompromisslose, berührendeKunst, wird bleiben - in Wien und anderswo.»