Oper Chemnitz Oper Chemnitz: Großes Gruseln mit Kunst von Baselitz

Chemnitz/dpa - dBühne statt Galerie: Maler Georg Baselitz hat sich beruflich zum zweiten Mal ins Theater gewagt - mit Erfolg. Damit gelang dem Theater Chemnitz zum Spielzeitauftakt ein besonderer Clou. Bei der Premiere der Weltuntergangsoper „Le Grand Macabre“ von György Ligeti (1923-2006) am Samstagabend wurden auch das Bühnenbild von Baselitz und die Kostüme von Aktionskünstler John Bock gefeiert. Nach der Aufführung verbeugten sich beide mit dem Regieteam und bekamen langanhaltend Applaus. Später im Foyer gaben sie Autogramme in Bücher und auf Plakate der kurz zuvor eröffneten Ausstellung mit ihren Entwürfen in den Kunstsammlungen Chemnitz.
„Er war sehr aufgeregt und dann glücklich“, berichtete Theater- Generalintendant Christoph Dittrich am Sonntag über die Reaktion von Baselitz, der mit Familie angereist war. Das Stück sei trotz allem ein Wagnis gewesen. „Es ist nicht per se leichte Kost, man muss sich der Gedankenwelt der Satire und Derbheit öffnen.“ Umso mehr freuten ihn der Erfolg und der überregionale Zuspruch. „Der Name Baselitz hat natürlich gezogen, aber auch das Stück, das einen hervorragenden Ruf hat“, sagte Dittrich. Er lobte Offenheit und Tradition der Chemnitzer für das Zeitgenössische.
Die Oper beschreibt in grotesken Szenen das Verhalten von Menschen angesichts eines drohenden Weltuntergangs, der doch ausbleibt. Sie setzen alles daran, die restliche Zeit so gut wie möglich zu nutzen. Panik und Existenzangst mischen sich mit erotischen Genüssen. Baselitz' Bühne stellte die Sänger vor athletische Herausforderungen. Sie mussten aus den Kavernen heraus singen, unter- und nebeneinander angeordnete Hohlräume und Gänge und eine an die Kanalisation erinnernde Röhre bespielen.
Der aus Sachsen stammende Künstler hat damit nach 1993 zum zweiten Mal eine Oper „bebühnt“, wie der 75-Jährige sagte. „Ligeti und seine Musik sind großartig, diese Oper ist absolut fantastisch.“ Weitere Pläne dieser Art hat Baselitz, einer der bedeutendsten Maler der Gegenwart, nicht. „Das war eine Ausnahme.“ Dabei gibt es zeitgenössische Komponisten, für die er doch noch schwach werden könnte. „Ich könnte es mir vorstellen für Sofia Gubaidulina, etwas zu machen, und für Wolfgang Rihm, den ich sehr mag.“