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Omar Akbar Omar Akbar: Die Schnittstellen in den Stadträumen

09.05.2003, 14:22

Dessau/MZ. - Donnerstagabend sah man ihn mit Mitarbeitern und Gästen beim Wein unter der derzeit von Bauarbeitern besetzten Kommandobrücke feiern, heute morgen hatte ihn der Alltag in seinem Interims-Büro wieder: Omar Akbar, Architekturprofessor und seit 1998 Direktor des Dessauer Bauhauses, soll diesen Posten nach dem Willen des Stiftungsrates für weitere fünf Jahre innehaben. Dass er sich bei seiner Bestätigung im Amt durch "ziemlich deutliches Lob" zugleich in seinem eingeschlagenen Weg bestärkt gefühlt habe, schickt Akbar nun allen Ankündigungen über die künftige Linie voraus. Dass ihm dennoch viel zu tun bleibt, sagt er fast im selben Atemzug.

Letzteres liegt nach seiner eigenen Einschätzung vor allem daran, dass er erst nach der Hälfte seiner zurückliegenden Dienstzeit überhaupt ein eigenes Programm entwickeln konnte. Bei seiner Berufung habe er sich zunächst mit eingefahrenen Personal-Strukturen auseinandersetzen müssen, die geplante Reformen und Kurswechsel nachhaltig behindert hätten. Erst durch eine verstärkte Öffnung der Stiftung nach Außen und durch das Angebot von "offensiven Fortbildungsmöglichkeiten" nach Innen sei ein Klima entstanden, auf dem in der Folge neue Ideen wie das Bauhaus-Kolleg oder die Internationale Bauausstellung "Stadtumbau Ost" (IBA) gedeihen konnten.

Beide Projekte werden auch künftig Themenschwerpunkte am Bauhaus bilden, wobei die Arbeit der Kollegiaten gewissermaßen einen theoretischen Überbau zu den konkreten IBA-Projekten liefern soll. Wie relevant das aktuelle Kolleg "Dot.City" zur Beziehung von virtuellen und realen Stadträumen ist, macht Omar Akbar am konkreten Beispiel deutlich: Bei einer Kartierung vor Ort haben die Teilnehmer nach sogenannten Wireless-Zonen gesucht - und rund 50 dieser Stationen gefunden, an denen man sich mit einem entsprechend ausgerüsteten Computer ohne Verkabelung im Internet anmelden kann. Die unsichtbaren Netzwerke, so Akbar, sind also auch in Dessau längst vorhanden - und provozieren neue Diskussionen über Urbanität.

Dass gerade dieser Fall auch die gewachsene Verantwortung des Bauhauses für die Region und seine eigene Geschichte verdeutlicht, ist wohl kein Zufall. Zwar wolle man sich, so Akbar, auch künftig nicht mit wechselnden Bestände-Präsentationen aus den eigenen Sammlungen begnügen. Die auch vom Stiftungsrat gestellte Forderung, die "Signifikanz und Individualität" des Hauses stärker zu betonen, habe unter den Mitarbeitern jedoch heftige Diskussionen hervorgerufen und werde mit der Ausstellung "Bauhausstil" noch in diesem Monat ein erstes ablesbares Ergebnis zeigen. Bei der Außenwirkung auf die Stadt soll zudem der Bühne ein stärkeres Gewicht zukommen.

Dass all diese Bemühungen allmählich Früchte tragen, hat der Direktor unlängst beim ersten Deutschen Baukonvent erfahren. Mehrfach und unabhängig sei von Referenten auf die neuen Entwicklungen am Bauhaus hingewiesen worden - wobei die größere Resonanz bislang aus dem Ausland komme. Um dieses Interesse dauerhaft zu binden, braucht das Kolleg nun u. a. einen Stipendienfonds. Viel Arbeit also folgt dem flüchtigen Lob!