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Norwegen Norwegen: Boulevardzeitung berichtet über Verbrennung von Gemälden

29.04.2005, 06:30
Das Gemälde «Der Schrei» von Edvard Munch (1866-1944) (Archivfoto: dpa)
Das Gemälde «Der Schrei» von Edvard Munch (1866-1944) (Archivfoto: dpa) APA

Oslo/dpa. - Entsprechende Meldungen eines Boulevardblattes unter Berufung auf«gute Kontakte» in die Osloer Unterwelt wurden zwar von der Polizeiumgehend und ungewöhnlich scharf dementiert. «Wir sind weiter sehroptimistisch», sagte Fahndungschef Iver Stensrud und qualifiziertedie Zeitung «Dagbladet» ab als «Quelle, die wir nicht unbedingt fürglaubwürdig halten». Kurz danach aber verkündete die Stadt Oslo alsBesitzerin dieser beiden berühmtesten norwegischen Kunstschätze, manwerde von den Dieben 700 Millionen Kronen (86 Millionen Euro)Schadensersatz verlangen, wenn die Bilder wegblieben. Nach Angabeneines Polizeisprechers vom Freitag wird die Forderung sowohl für denFall eines dauerhaften Verschwindens als auch bei etwaigen schwerenBeschädigungen geltend gemacht.

Das musste auf die Öffentlichkeit wie eine Bestätigung derschlimmsten Befürchtungen wirken. Vielleicht sollte die Mitteilungaber auch nur den Druck auf die Beteiligten an diesem spektakulärenKunstraub erhöhen. Drei Verdächtige sitzen seit mehreren Wochen inUntersuchungshaft. Von ihnen konnte allerdings nach der Analyse vonDNA-Spuren keiner direkt dabei gewesen sein, als die Bilder EndeAugust 2004 im Munch-Museum von zwei vermummten und bewaffnetenMännern einfach von der Wand und aus ihren Rahmen gerissen wurden.

Die brutale Ausführung des Kunstcoups ohne jede Rücksicht auf denZustand der ungeheuer kostbaren Bilder gehört zu den wichtigstenBestandteilen einer hartnäckig kursierenden Theorie über das Motivder Täter: Der Munch-Raub sollte demnach die Polizei von der Jagd aufeine Bankräuber-Bande abhalten, die zuvor in Stavanger eineMillionenbeute gemacht und auf der Flucht einen Polizisten ermordethatte.

Die drei Festnahmen zum Kunstraub folgten denn auch, kurz nachdemdie spanische Polizei in Malaga den mutmaßlichen Bankräuber-ChefDavid Toska (29) dingfest gemacht hatte. Die drei als Helfer bei derMunch-Aktion Verdächtigten sind gute Freunde des ein Jahr langmeistgesuchten Norwegers. Mit weiteren Festnahmen sei «schon bald» zurechnen, erklärte die Polizei jetzt. Die Öffentlichkeit wartet aberwesentlich gespannter, ob die Behauptung in «Dagbladet» doch stimmt:Dass «Der Schrei» und «Madonna» für immer zerstört wurden, um Spurenzu verwischen.