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Norah Jones spielt auch Gitarre

Von Elke Richter 30.01.2007, 08:58

Hamburg/dpa. - In der Suppenbar um die Ecke läuft nach knapp drei Jahren eine neue CD: Statt Norah Jones' «Feels Like Home» rieselt nun der Nachfolger «Not Too Late» aus den Lautsprechern. Gewohnt ruhig, besonnen und verträumt fließen die 13 Lieder vor sich hin. Musik, die perfekt zu einem guten Essen passt.

Auf dem neuen Album greift die in New York lebende Künstlerin zunehmend Country- und Folkeinflüsse auf. Jazzige Anklänge sind selten geworden. Sie finden sich beispielsweise in der Ballade «Thinking About You», in der eine Wurlitzer- und eine Hammondorgel aufeinander treffen und Trompete und Tenorsaxofon sich gefühlvoll einmischen. Jones ist es gelungen, ihr bisheriges Instrumentenspektrum zu verbreitern. So sind Mandoline, E-Gitarre und Marimba neben sorgsam arrangierten Streichern und Bläsern zu hören.

Die Melodien sind genauso eingängig wie auf den Vorgängeralben. Das Klavierspiel der studierten Jazzpianistin ist hingegen weniger dominant. Stattdessen greift Jones häufiger zur Akustikgitarre, mehrere Lieder werden von einem zarten Picking begleitet. Diese Neuerung hat eine rein pragmatische Ursache: Jones schrieb viele der Lieder während ihrer Tourneen. Dort hatte sie selten ein Klavier, stets aber eine Gitarre griffbereit.

Aus dem Klangteppich der Wohlfühlmusik ragt vor allem ein Lied heraus: «Sinkin' Soon» mit Walter Hawkes großartigem Posaunenspiel macht nicht nur Anleihen bei Tom Waits. «Es sollte nach Piraten und Brechts Dreigroschenoper klingen», erzählte Jones in einem Interview. Vor der Aufnahme gingen die Musiker deshalb erstmal in die Kneipe. Im Studio zerbrach dann Jones Teekanne, die ebenso wie verschiedene Töpfe und Pfannen als Percussion-Instrument herhalten musste.

Für die neue Platte komponierte Jones sämtliche Lieder selbst, zumeist in Zusammenarbeit mit ihrem Freund und Produzenten Lee Alexander. Die Texte sind kritischer geworden, neben Liebesliedern sind zwei politische Songs zu finden. So beschreibt die 27-Jährige in «Wish I Could», wie der Kriegsdienst in eine glückliche Beziehung hereinbricht. In «My Dear Country» setzt sie sich mit der Wiederwahl von US-Präsident Georg W. Bush auseinander. «Not Too Late» wird voraussichtlich einen breiten Freundeskreis finden, denn Jones hat es geschafft, gefälligen Jazz als Mainstream zu etablieren.

www.norahjones.de

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