Nils Koppruch Nils Koppruch: Plötzlicher Tod eines stillen Stars
Hamburg/Halle (Saale)/DAPD/MZ. - „Lebend gehen wir nicht mehr aus der Welt“, hat Nils Koppruch in seinem Stück „Kirschen“ gerade noch gesungen wie ein „Caruso“ (Plattentitel) mit Gießkannenstimme. Das Lied war einer der größten Erfolge des Hamburgers, der Mitte der 90er die Band Fink gegründet hatte. Eine deutschsprachige Countryband, die die Cowboymusik hierzulande aus dem Truck-Stop-Ghetto erlöste. Dank Koppruch, der hauptberuflich malte und auf St. Pauli die kleine Galerie „Neu“ betrieb, konnte deutsche Countrymusik nun genauso echt und staubig und authentisch klingen wie die großen US-Outlaw-Bands vom Schlage 16 Horsepower oder Lambchop.
Nils Koppruch schrieb die Texte zu diesem „Großstadtfolk“, wie er selbst seine Musik nannte. Lakonisch wie bei Element of Crime ging es da zu. „Ich saß am Wasser und sah zu, wie alles wegschwamm“, sang er etwa. Ein Banjo klingelte dazu leise.Keine Musik, die sich Hoffnung machen konnte, es in die Hitparade zu schaffen. Doch in den Konzerthallen erspielten sich Fink einen hervorragenden Ruf - mehrmals gastierte das Quartett im Turm in Halle und begeisterte das Publikum mit den Songs ihrer Alben „Vogelbeobachtung im Winter“ und „Haiku Ambulanz“.
Dann machte Nils Koppruch dennoch Schluss. Der damals gerade 40-Jährige löste seine Kapelle auf und beschloss, künftig unter eigenem Namen weiterzumachen. Zwei Alben namens „Den Teufel tun“ und „Caruso“ zeigten Deutschlands kargsten Popdichter auf der Höhe seiner Kunst. Nebenher spielte Koppruch bei „Hotel Rex“ mit dem Schauspieler Peter Lohmeyer Johnny-Cash-Songs auf deutsch, er ging mit der Punk-Kultband Fehlfarben auf Tour und mit dem Songwriterkollegen Gisbert zu Knyphausen für das Album „Kid Kopphausen“ ins Studio. Das Werk erschien erst vor sechs Wochen, die erste Tour war gerade beendet. Einen zweiten Teil wird es nicht geben, denn in der Nacht zu Mittwoch starb Nils Koppruch aus noch unbekannter Ursache in seiner Wohnung in Hamburg. Koppruch wurde 46 Jahre alt, er hinterlässt Frau und einen Sohn.