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Niki de Saint Phalle Niki de Saint Phalle: Schöpferin von übergroßen «Nanas» gestorben

22.05.2002, 12:25
Vor einer der drei im Jahre 1974 aufgestellten
Vor einer der drei im Jahre 1974 aufgestellten dpa

San Diego/Hannover/dpa. - Sie hatteschwere Lungenprobleme, weil sie bei ihrer Arbeit häufig giftigenDämpfen ausgesetzt war. In Absprache mit den Angehörigen soll es inHannover in den kommenden Wochen eine Gedenkveranstaltung für dieKünstlerin geben.

   Die Plastik-Matronen, mit denen Niki de Saint Phalle 1964 zumersten Mal für Aufsehen sorgte, machten sie zu einer der bekanntestenVertreterinnen der internationalen Kunstszene. Die üppigen und buntenFrauenfiguren stehen und liegen in vielen großen Städten wie Paris,New York, Brüssel, Genf, Tokio und Amsterdam. Die Aufstellung vonvoluminösen Polyester-Damen der Künstlerin hatte 1974 in derniedersächsischen Landeshauptstadt noch Proteststürme in Teilen derBevölkerung ausgelöst. Mittlerweile lieben die Bürger ihre «Nanas»,die rasch zum Wahrzeichen der Stadt avancierten.

Die Künstlerin arbeitete außerdem an der Ausgestaltung einerhistorischen Grotte in den Herrenhäuser Gärten von Hannover. DasProjekt sollte im Frühjahr 2003 in ihrer Anwesenheit feierlicheröffnet werden. Die Arbeiten sind nach Angaben der Stadt in vollemGange. «Niki de Saint Phalle verband besondere Gefühle mit Hannover»,sagte Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg. Bereits 1969 gab es imKunstverein der Stadt die erste große Ausstellung mit Werken derKünstlerin.

Als Dank überließ sie im November 2000 dem Sprengel-Museum inHannover mehr als 360 Werke aus allen Schaffensperioden, die dannunter dem Titel «La fete. Die Schenkung Niki de Saint Phalle» dreiMonate lang zu sehen waren. Darunter sind frühe Assemblagen, sogenannte Schießbilder, Zeichnungen und Skulpturen. Das Museum istdamit das einzige, das über eine umfassende Werksammlung derKünstlerin verfügt. «Wir sind sehr traurig. Niki hat für immer einenfesten Platz in den Herzen aller Hannoveraner», sagte Schmalstieg.Vor allem ihr Engagement für die Freiheit der Kunst, ihre klarenGedanken und Überzeugungen hätten ihn fasziniert.

Die berühmteste aller «Nanas» schuf Niki de Saint Phalle 1966 fürdie große Halle des Moderna Museet in Stockholm: Das liegendeÜberweib ist sechs Tonnen schwer und 27 Meter lang. Durch die«keineswegs geheime Öffnung» zwischen den Schenkel strömen täglichrund 2000 Besucher in ihr Inneres. 1979 begann die Künstlerin in derToskana gemeinsam mit ihrem zweiten Mann, dem Schweizer BildhauerJean Tinguely, einen «Parco di Tarocchi» anzulegen, für den die 22Figuren des Tarot-Spiels als Vorlage dienten. Sie inspirierten Nikide Saint Phalle zu überlebensgroßen Skulpturen, die mosaikverkleideteFabelwesen oder «begeh- und bewohnbare» Übermütter darstellen.