Neues Theater Halle Neues Theater Halle: "Ziemlich beste Freunde" mit wohldosiertem Slapstick und Humor

Halle (Saale) - Das Stück heißt wie der französische Erfolgsfilm von 2011: „Ziemlich beste Freunde“. Der Arbeitstitel für die Planung eines Theaters könnte auch „Ziemlich sicherer Erfolg“ heißen. Die Story ist einfach herzerwärmend. Das funktioniert als Kammerspiel genauso wie auf der Leinwand. Man muss es einfach nur gut machen. So wie jetzt Intendant Matthias Brenner in der kleinsten Spielstätte des Neuen Theaters Halle, im Schaufenster, in einer Bühnenfassung von Gunnar Dreßler.
Geschichte von "Ziemlich beste Freunde" ist aus dem wirklichen Leben abgeschrieben
Dafür braucht es jedoch die richtigen Akteure. Auch die stehen im NT zur Verfügung. Wobei es zum Spiel im Spiel gehört, dass der querschnittsgelähmte Unternehmer Philippe über das für ihn schiefe Bild des „Stehens“ lachen würde. Genauso wie Driss, der Pfleger wider willen darüber lacht, wenn man seine Witze in Anspielung auf seine Hautfarbe als schwarzen Humor bezeichnet.
Bekanntlich ist diese Geschichte von der Freundschaft zwischen dem vorbestraften, arbeitslosen Vorstadt-Verlierer und dem superreichen Behinderten aus dem wirklichen Leben abgeschrieben. Sie ist ebenso wahr wie sie an der Wirklichkeit einer Behindertenbetreuung deluxe und Aufstiegschancen für die Söhne von Migranten in Frankreich vorbeigeht.
Am Neuen Theater wird mit wohldosiertem Slapstick und Humor gespielt
Das macht aber nichts. Der Einzelfall soll ja kein falsches Licht über trüben Tatsachen aufgehen lassen. Hier leuchtet die Kraft des Menschlichen, hier fasziniert die Annäherung von Außenseitern, die voneinander profitieren können.
Philippe erwacht durch den lebenslustigen Driss aus seiner Lethargie, findet endlich jemanden, der ihn nicht wie ein rohes Ei behandelt. Driss zieht ihn aus dem Rollstuhl so weit ins Leben wie es irgend geht. Und entdeckt dabei in sich den mitfühlenden Menschen, der nicht nur für seine Mutter und Geschwister Verantwortung übernimmt, sondern auch für seinen Arbeitgeber. Der wird sogar zu seinem ziemlich besten Freund. Am Ende bleibt der Gelähmte gelähmt, aber die Welt ist trotzdem etwas besser geworden.
Gespielt wird das mit wohldosiertem Slapstick und Humor. Von Peter W. Bachmann höchst glaubwürdig allein mit Sprache und Mimik des Bewegungsunfähigen und von Benito Bause mit vollem Körpereinsatz als flapsiger Driss. Sybille Kress ist die nur äußerlich unterkühlte Assistentin Magalie.
Interessenten sollten sich rechtzeitig eine Karte sichern
Jens Richters Bühne kommt mit einer Massagebank und einem Rollstuhl für Philippe auf der einen und einem Tischchen für Magalie auf der andere Seite aus. Der Rest wird per Video geschickt dazu gespielt. Der überehrgeizige „Bewerber“ für die Pflegerstelle ist Nils Thorben Bartling, als Antoine telefoniert Matthias Brenner höchst besorgt mit seinem Bruder Philippe via Bildschirm.
Es ist das rechte Stück über mitmenschliche Wärme in einer kälter werdenden (Jahres-)Zeit. Am besten, man sichert sich rechtzeitig eine Karte dafür! (mz)
Nächste Vorstellungen: am 26.11. sowie am 9., 11. und 21.12.