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neues theater Halle neues theater Halle: Streit um den Spielplan spitzt sich zu

23.05.2005, 17:50

Halle/MZ/ahi. - Die Aufführung der "Wende-Revue", mit der sich das neue theater Halle am Freitag als Gastgeber an den Theatertagen der Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt beteiligen wird, ist aller Voraussicht nach eine der letzten Vorstellungen dieser Inszenierung. Der scheidende nt-Intendant Peter Sodann, der das Stück mit einem Autoren-Kollektiv entwickelt und am 9. November 2000 auf die Bühne gebracht hatte, will der kommenden Leitung des Hauses um Christoph Werner keine Aufführungsrechte erteilen. Dass er dieselbe Entscheidung auch für seine jüngste Inszenierung "Michael Kohlhaas" getroffen hat, dürfte dem neuen theater in der kommenden Saison Einnahmeverluste in fünfstelliger Höhe bescheren.

Diese Entscheidung, mit der Peter Sodann auch die öffentlich geführte Klage über die Missachtung seiner Arbeit durch die Nachfolger konterkariert, hat einen betriebstechnisch bedingten Vorlauf: Weil die Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen (Inthega) ihren Mitgliedern langfristige Planungssicherheit bieten will, wird alljährlich im Spätherbst eine Fachmesse in Berlin veranstaltet. Dort präsentierte auch das Team um den designierten nt-Intendanten Christoph Werner im November 2004 die Angebote für die kommende Saison - "Kohlhaas" inklusive. Dieses Vorgehen war, so Werner, mit Sodann abgesprochen.

Verkauft wurden immerhin sieben Gastspiele, obwohl die Premiere erst am 18. März über die Bühne ging. Zu diesem Zeitpunkt war zudem längst bekannt, mit welchen Schauspielern Werner in der kommenden Saison antreten würde. Dass der Regisseur Sodann dennoch mit sechs Schauspielern arbeitete, die dann nicht mehr am nt engagiert sein werden, ließ Umbesetzungen von vornherein nötig erscheinen. Auch darüber aber, sagt Christoph Werner, sei mit Peter Sodann gesprochen worden.

Dass der Gründervater der Kulturinsel nun dennoch zu keinen Kompromissen bereit ist, bringt das künftige Team in eine schwierige Lage: Zwar hat man mit den geplanten Produktionen "Arsen und Spitzenhäubchen" und "Zur schönen Aussicht" attraktive Titel als Alternative im Angebot. Aber die langjährigen Sodann-Partner im schweizerischen Aargau, in Dreieich oder Ibbenbüren wollen nun erst einmal abwarten, wie sich das neue theater künftig präsentiert.

Rein juristisch ist gegen Sodanns Entscheidung im übrigen nichts einzuwenden: Weil er die Kleist-Novelle "Michael Kohlhaas" selbst bearbeitet, aber die Rechte nicht an einen Verlag verkauft hat, kann er allein über das Auslaufen des Aufführungsvertrages entscheiden. So wird die einzige Sodann-Inszenierung, die in der kommenden Saison gezeigt werden kann, wahrscheinlich "Die Panne" von Friedrich Dürrenmatt sein. Dagegen nämlich hat Peter Sodann, der gestern auf die Fragen der Mitteldeutschen Zeitung kein Statement abgeben wollte, keine Handhabe. Um eine Antwort auf die Frage nach seinem Vorgehen wird sich die Redaktion weiter bemühen.