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Neues Grünes Gewölbe Neues Grünes Gewölbe: Kunstschätze kehren zurück in das Dresdner Schloss

02.09.2004, 06:16
Die «Große Fregatte aus Elfenbein von Neptun getragen» aus dem Jahr 1620 im Neuen Grünen Gewölbe in Dresden (foto: dpa)
Die «Große Fregatte aus Elfenbein von Neptun getragen» aus dem Jahr 1620 im Neuen Grünen Gewölbe in Dresden (foto: dpa) ZB

Dresden/dpa. - Das Neue Grüne Gewölbe besticht durch eine schnörkelloseArchitektur, die die Konzentration des Besuchers auf die Exponatelenkt. Zu sehen sind 1068 Meisterwerke der Juwelier- undGoldschmiedekunst - ein Viertel der berühmten Pretiosensammlungsächsischer Kurfürsten und Könige. Mit weiteren knapp 3000 Stückensoll im Herbst 2006 die historische Schatzkammer August des Starken(1670-1733) in ihren namensgebenden Räumen folgen.

«Das ist ein großer Tag für Sachsen», sagte MinisterpräsidentGeorg Milbradt (CDU) am Montag. Das Neue Grüne Gewölbe, in dessenAusbau und Einrichtung der Freistaat 25 Millionen Euro investierte,sei eine «außergewöhnliche Visitenkarte» für die Kunst- undKulturtraditionen des Landes. Für Besucher zugänglich ist es vonMittwoch an, wobei der Eintritt an den ersten beiden Tagen frei ist.

Der Rundgang beginnt hinter einer schweren Eisentür. In zehnRäumen, die sich farblich von grün über blau bis zum majestätischenRot steigern, stehen auf 1200 Quadratmetern Fläche 185 Hightech-Vitrinen.

Doppelt entspiegeltes Glas und 1200 Lampen sorgen für individuelleInszenierungen der Einzelstücke. Viele davon waren über Jahrzehnte imDepot, andere könnten neu entdeckt werden, sagte Museumsdirektor DirkSyndram. Im Saal der Kunststücke stehen Objekte der kurfürstlichenKunstkammer, die zwischen 1560 und 1600 entstanden, darunterPrunkgegenstände und -gefäße aus Elfenbein, sächsischem Serpentinoder vergoldetem Silber wie die Kugellaufuhr von 1602, die dieFunktion eines Musikwerkes mit der eines Figurenautomaten verband.

Der Kirschkern mit «185 geschnitzten Köpfen», der schon im InterimBetrachter in Staunen versetzte, lockt in einer Vitrine mit weiterenMikroschnitzereien aus Elfenbein und Holz Platz ins Eckkabinett.Durch das Kristall-Kabinett mit Gefäßen aus Bergkristall und Glasführt der Rundgang in zwei Räume der Kurfürsten, die Meisterwerke des17. Jahrhunderts vereinen. Dabei zieht die Elfenbeinfregatte vonJacob Zeller von 1620 alle Blicke auf sich.

Der Raum der königlichen Pretiosen gibt mit Elfenbein-Statuettenund edelsteinbesetzten Perlfiguren, Dosen und Miniaturbehältnisseneinen Vorgeschmack auf den prunkvollsten Raum: den Dinglinger-Saal.Auf 203 Quadratmetern vereint er die bedeutendsten Schöpfungen desaugusteischen Barock von Bildhauer Balthasar Permoser und HofjuwelierJohann Melchior Dinglinger. Nur von Glas umgeben stehen das GoldeneKaffeezeug und «Der Thron des Großmoguls Aureng Zeb» auf den für siegeschaffenen vergoldeten Tischen scheinbar frei im Raum. Von allenSeiten en detail zu betrachten sind auch mit Edelsteinen besetztePrunkschalen wie das 1704 geschaffene «Bad der Diana».

Durch das Email-Kabinett mit Medaillons und Bildern und den Raumder reisenden Pretiosen mit dem Bestand an Etuis zur Verpackung derKunstwerke gelangt der Besucher in den Raum mit im 19. Jahrhundertentstandenen Kunstwerken. Zwei weitere Kabinette sind für Sonder-Ausstellungen reserviert.

«Der Besucher wird auf eine Abenteuerreise durch die Kunstgeschickt», sagt Syndram. Das Neue Grüne Gewölbe sei ein ersterSchritt, dem 2006 mit der historischen Schatzkammer August desStarken «Schöneres» folge. Der Herrscher wollte mit Räumen, die überund über mit Kostbarkeiten gefüllt waren, eine rauschhafte Wirkungerzeugen. «Diesem Rausch, der ansteckend ist, aber nicht abhängigmacht, könne sich in zwei Jahren jeder hingeben.»

Luftaufnahme des Dresdner Residenzschlosses. Im ersten Stock befindet sich das so genannte Neue Grüne Gewölbe. (Foto: dpa)
Luftaufnahme des Dresdner Residenzschlosses. Im ersten Stock befindet sich das so genannte Neue Grüne Gewölbe. (Foto: dpa)
dpa