neue theater halle neue theater halle: Insulaner zahlen Miete
Halle/MZ. - Die Hoffnung auf baldige Rückkehr in die zentrale Spielstätte hat das Ensemble nach wechselnden Prognosen verloren: Derzeit geht man von einer ganzen Saison ohne Saal aus. Die nötigen Bauarbeiten haben bislang nicht begonnen, Aussagen zur Finanzierung werden erst nach der Haushalts-Klausur des halleschen Stadtrats erwartet.
Start im Studio
Nachdem man in den Sommermonaten kurzfristig reagieren und den Hof der Kulturinsel als Schauplatz nutzen konnte, will Intendant Christoph Werner nun Handlungsfreiheit gewinnen, indem er für die Dauer der Sanierung eine neue Spielstätte eröffnet. Mit dem ehemaligen Fernseh-Studio am Waisenhausring ist ein Raum gefunden worden, den der Vermieter - die Firma Digital Images - nach den Wünschen des neuen theaters einrichtet. Da das Parkett für 200 Zuschauer geringere Kapazität als der große Saal mit 320 Plätzen bietet und zudem Miete kostet, wird der auf Eigeneinnahmen angewiesene Etat der Kulturinsel zwar zusätzlich belastet. Doch die Chance, einen Teil des Repertoires an den neuen Ort zu übernehmen, gab den Ausschlag für die Entscheidung.
Während der Einbau von Licht- und Tontechnik keine Schwierigkeiten bereitet, bleibt das fehlende Kulissenlager vor Ort ein Problem, das die Kulturinsel zu einer neuen Spielplan-Gestaltung zwingt. Mit Carl Zuckmayers "Hauptmann von Köpenick", der unter Christoph Werners Regie in der kommenden Woche das Haus eröffnet, wird erstmals die Bespielung in Blöcken von sechs Vorstellungen getestet. Im November wird dieses En-Suite-Prinzip auch auf "Arsen und Spitzenhäubchen" sowie auf "Romeo und Julia" angewendet. Damit soll der Transport-Aufwand minimiert und zugleich die spontane Wirkung der Mund-zu-Mund-Propaganda erhöht werden.
Dass man also auf eine feste Adresse setzt und nur in Ausnahmefällen wie bei Enrico Lübbes Inszenierung "Zur schönen Aussicht" die Gastfreundschaft der Oper Halle in Anspruch nehmen will, hat einen einfachen Grund: Werner ist es wichtig, dass sich die Kulturinsel-Besucher auch im Interim heimisch fühlen, ohne dabei das eigentliche Domizil ihres Theaters aus dem Blick zu verlieren. Dazu soll - neben Vorstellungen in den von der Sperrung nicht betroffenen Spielstätten wie der Werft - auch eine Werbe-Offensive beitragen, die man mit lokalen Programmkinos und Radio "Corax" startet.
Während auf den Leinwänden ein Trailer über den Umzug zum Waisenhausring informieren soll, wird im lokalen Rundfunk eine eigene Kulturinsel-Show etabliert, die monatlich über das Geschehen am neuen theater berichtet. Dass dabei auch der Baufortschritt am Saaldach eine regelmäßige Rolle spielen wird, ist ein Zeichen für die Ungeduld der Kultur-Insulaner. Und damit möglichst viele Hallenser die Not der Schauspieler teilen, wird es in dieser Spielzeit gleich mehrmals einen "Tag der offenen Tür" geben.
"Sterne der Heimat"
Bereits bei der Premiere am Samstag wird man Überraschungen in der Maske und der Requisite, im Foyer und auf der Probebühne erleben können, die sich auf das Spielzeitmotto "Sterne der Heimat" beziehen. Alle diese Angebote aber werden um eine leere Mitte kreisen müssen, weil der Saal auch für solche Anlässe nicht geöffnet werden darf. Lediglich per Video-Live-Schaltung auf die Hinterbühne können sich die Zuschauer auf der ein Bild von den Schäden machen - eine durchaus angemessene Form der Inszenierung für die dramatische Situation des Hauses.