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Kölner Autor  Navid Kermani: Kölner Autor ein Kandidat für Literatur-Nobelpreis

Von Martin Oehlen 13.10.2016, 05:24
Navid Kermani
Navid Kermani imago/Sven Simon

Köln - Salman Rushdie könnte ein Kandidat für den Literatur-Nobelpreis sein, dessen neuer Träger an diesem Donnerstag verkündet wird. Darauf spekulierte die „Hindustan Times“ am Mittwoch – und sie tat dies nicht nur, weil sie als große indische Tageszeitung dem aus Indien stammenden Autor besonders nahe steht. Vielmehr nährt sich die Spekulation aus der Tatsache, dass sich die Bekanntgabe des Preises um eine Woche verzögert habe. Das lasse auf Unstimmigkeiten in der Jury schließen, meint das Blatt.

Akademie kritisiert Fatwa gegen Rushdie

Salman Rushdie wäre sicher eine gute und besondere Wahl. Immerhin hat sich die Schwedische Akademie in diesem Jahr schon einmal mit dem Autor befasst. Im März hatte sie erstmals die Fatwa gegen den Autor kritisiert. Als der iranische Ajatollah Khomeini 1989 seinen Aufruf zur Ermordung aussprach, weil ihm Rushdies Roman „Die satanischen Verse“ missfallen hatte, konnte sie sich noch nicht auf eine Solidaritäts-Adresse einigen. 27 Jahre später blickt die Akademie durch: „Das Todesurteil und das Kopfgeld verletzen klar das Völkerrecht“, hieß es. Dass das Todesurteil als Strafe für ein literarisches Werk ausgesprochen wurde, sei eine schwere Verletzung des Rechtes auf freie Meinungsäußerung.

Doch vorerst ist „Rushdie“ nicht mehr als ein schöner Tipp für den Nobelpreis. Darauf kann man genauso wenig bauen wie auf die Wetten beim britischen Büro Ladbrokes. Dort rangieren in diesem Jahr auf den ersten Plätzen der Kenianer Ngugi Wa Thiong’o, der Japaner Haruki Murakami, der Syrer Adonis sowie die beiden US-Amerikaner Don DeLillo und Philip Roth. Leichte Positions-Verschiebungen sind jederzeit denkbar. Erst unmittelbar vor der Bekanntgabe gewinnt das dann aktuelle Ranking eine gewisse Wahrscheinlichkeit.

Kermani gleichauf mit Bob Dylan

Interessant ist immerhin, wem die Wetter eine Chance auf die höchste Auszeichnung in der literarischen Welt einräumen. Und wer der einzige deutsche Kandidat unter rund 80 Kolleginnen und Kollegen ist: Navid Kermani aus Köln. Er rangiert zwar nur im Mittelfeld, aber dort gleichauf mit Bob Dylan, Thomas Pynchon oder Elena Ferrante. Und nur ein deutschsprachiger Autor ist vor ihm platziert – der Österreicher Peter Handke.

Tatsächlich kann sich Kermani momentan vor noblen Erwägungen kaum retten. Wenn der Friedenspreisträger von 2015 nicht Bundespräsident wird, dann vielleicht eben Nobelpreisträger. Oder umgekehrt. Und so schließen wir mit den Worten, die seinen neuen Roman „Sozusagen Paris“ beenden: „Da rollen sich die Wangen ein kleines Stück weiter auf, so dass der Mund sich öffnet. Träum ich noch oder bin ich wach?“

Salman Rushdie
Salman Rushdie
dpa
Navid Kermani
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Max