Nachruf Nachruf: Maureen O'Hara bot ganz Hollywood die Stirn
„Wenn das Film ist, will ich nichts damit zu tun haben.“ Maureen O’Haras erste Begegnung mit Hollywood verlief nicht gerade nach Plan: Die 18-jährige Irin war 1938 zu Probeaufnahmen nach London gereist und musste dort die übliche Behandlung über sich ergehen lassen. Nachdem die Schönheitsexperten der Traumfabrik mit ihr fertig waren, erkannte sie sich im Spiegel nicht mehr wieder – und ließ sich von Charles Laughton dann doch dazu überreden, an seiner Seite in Alfred Hitchcocks „Riff-Piraten“ (1939) zu spielen.
Maureen O’Hara stellte sich gerne als „tough lass“, als „zähes Mädel“ vor und war nicht wenig stolz darauf, ein solches in über 30 Jahren Hollywood geblieben zu sein. Sie schlug einen Regisseur zu Boden, der mit Pfeilen auf ein Porträt von ihr warf, legte einen vorlauten Kinderstar übers Knie und ließ Filmstars, Regisseure und Produzenten reihenweise abblitzen.
Dabei verdankte sie Hollywood nicht nur eine große Karriere, sondern auch die ersten Küsse ihres Lebens. Die gaben ihr keine irischen Jünglinge, sondern Leinwand-Freibeuter vom Schlage eines Tyrone Power vor der Kamera.
Zwei mächtige Verbündete
Mit ihrem Selbstbewusstsein stieß O’Hara nicht wenige Männer vor den Kopf – aber sie hatte mit John Ford und dem Farbfilm zwei mächtige Verbündete. Ersterer erfüllte sich mit ihr seinen Traum von Irland in der Prärie; und für Technicolor, in den 40er Jahren Hollywoods jüngste Wunderwaffe, war sie mit ihren roten Haaren und smaragdgrünen Augen wie geschaffen.
Zu Hollywoods Leidwesen blieb das auch O’Hara nicht lange verborgen: „Als ich mich auf der Leinwand sah“, erinnert sie sich später, „sah ich ein schönes Mädchen und beschloss, mir dasselbe Recht herauszunehmen wie die Jungs“. John Wayne, mit dem sie fünf rauflustige Leinwand-Paare bildete, nannte sie auch privat anerkennend „meine Art Mädchen“. Sie revanchierte sich, indem sie sagte: „Es liegt an mir, dass Wayne plötzlich sexy wirkt.“
O’Hara wurde in den 40er Jahren berühmt und war ein Star ihrer Zeit: Sie bot Männern die Stirn und kam damit durch, weil diese dafür mit ihrem Anblick und am Ende mit einer die Ärmel aufkrempelnden Ehefrau entschädigt wurden. Bei ihr konnte man sicher sein, dass man mit dem Leben und dem Verstand davonkommt; sie eignete sich weder zur intriganten Femme fatale noch zur weiblichen Sexbombe.
Leid, die Frau an der Seite der Männer zu sein
Dass John Ford mit O’Hara in der Westernkomödie „MacLintock“ (1963) seine Fassung von „Der Widerspenstigen Zähmung“ inszenierte, ist weniger der damaligen Zeit als der Kränkung des zurückgewiesenen Liebhabers zuzuschreiben.
In den 60er Jahren war es O’Hara allmählich leid, die Frau an der Seite ihrer Männer zu sein – vielleicht war sie auch des Raufens müde. Anfang der 70er Jahre zog sie sich aus dem Filmgeschäft zurück, 1978 beerbte sie ihren dritten Ehemann, den Inhaber einer Fluglinie – und führte diese einige Jahre in Eigenregie weiter. 1991 feierte sie in „Mama, ich und wir zwei“ ein kurzes Comeback als Leinwand-Mutter des schwergewichtigen Komikers John Candy. Anfang dieses Jahres erhielt sie den Ehren-Oscar für ihr Lebenswerk.
Jetzt ist Maureen O’Hara, die am 17. August 1920 als Maureen FitzSimons geboren wurde, im Alter von 95 Jahren gestorben. Eine Epoche lang feierte Hollywood sie als eine der schönsten Frauen der Welt. Doch ihr dürfte wichtiger gewesen sein, dass sie mithalf, das Filmgeschäft zu etwas zu machen, mit dem Frauen wie sie etwas zu tun haben wollen.