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Nach 15 Jahren neues Album von Guns N' Roses

Von Amélie Fidric 21.11.2008, 23:00

Hamburg/dpa. - Hamburg ­ Manch ein Fan hatte die Hoffnung praktisch aufgegeben. Immer wieder war das sehnlich erwartete neue Album von Guns N' Roses verschoben worden. Mehr als ein Jahrzehnt arbeitete Sänger Axl Rose daran. Doch jetzt ist es soweit: «Chinese Democracy» ist erschienen.

Es ist das erste Studio-Album der Hard-Rock-Band seit «The Spaghetti Incident?» (1993), welches aus Coverversionen bestand, und damit sogar die erste Platte mit ganz neuen Songs seit 17 Jahren. Angesichts der verstrichenen Zeit und der fast vollständig geänderten Bandzusammensetzung darf man gespannt sein, ob dieses Album an die früheren Erfolge der Band anknüpfen kann.

Von geigenverzierten Balladen («Street Of Dreams»), über R&B-beeinflusste Dance-Songs und großes Theater («There Was A Time») bis zu Rock-Knallern wie «Shackler's Revenge», bei dem Axl Rose sein Organ von dunkel-düster bis quietschig zu strapazieren weiß, ist auf dem Album «Chinese Democracy», das eher gemächlich daherkommt, alles vertreten.

Guns N' Roses gehörten zu den größten unter den Hard-Rock-Bands. Mit «Appetite For Destruction» (1987), «Lies» (1988) und den 1991 gleichzeitig veröffentlichen Alben «Use Your Illusion I & II» hatten die Rocker einen riesigen Erfolg. Seit ihrer Gründung im Jahr 1985 haben Guns N' Roses mehr als 90 Millionen Alben verkauft. Songs wie «Sweet Child'O Mine», «Welcome To The Jungle», «Paradise City», Dont Cry", «November Rain», «You Could Be Mine» oder auch das Bob-Dylan-Cover «Knockin' On Heaven's Door» prägten eine Generation von Rock-Fans.

Es war die Zeit der Bandanas und der langhaarigen Männer mit Haarspray-Frisur. Axl Rose, energiegeladener und charismatischer Frontmann mit der unverwechselbaren Stimme, konnte in den Songs wie kaum ein anderer Worte in scheinbar endlosen Schreien verzerren. Gitarren-Ikone Slash - Markenzeichen: schwarzer Hut und dunkle Lockenmähne - legte epische Solos hin.

Für Exzesse waren die Hard-Rocker aus Los Angeles mit der «Ihr könnt uns mal»-Attitüde berüchtigt. Mit Drogen, Alkohol und Schlägereien kamen sie immer wieder in die Schlagzeilen. Auch untereinander gab es Reibereien. Schließlich verließ Gitarrist Slash Mitte der 90er Jahre endgültig die Band, ihm folgten nach und nach die anderen Mitglieder - das vorläufige Ende für Guns N' Roses.

Ein Lebenszeichen gab Rose, der inzwischen mit anderen Musikern arbeitete, als er den Song «Oh My God» für den Soundtrack zum Film «The End Of The Days» (1999) aufnahm. Parallel dazu erschien die Kompilation «Live Era 87-93», mit Live-Aufnahmen aus den wilden Jahren der Band. Später traten die Guns N' Roses um Sänger Rose bei wechselnder Besetzung wieder auf. Das angekündigte neue Album ließ aber auf sich warten.

Slash, Ex-Bassist Duff McKagan und Ex-Drummer Matt Sorum gründeten 2002 eine neue Band. Während Axl Rose an «Chinese Democracy» bastelte, fanden sie mit Velvet Revolver immerhin Zeit für zwei Alben. Rose, der heute 46 Jahre alt ist und die Haare geflochten trägt, feilte weiter an neuen Songs. Die Produktionskosten sollen dabei im Laufe der Jahre auf mehrere Millionen Euro gestiegen sein. Die «Times» nennt das neue Opus sogar «das teuerste Album der Welt».

Aber hat sich das lange Warten auf «Chinese Democracy» wirklich gelohnt? Die bereits veröffentlichte gleichnamige Single deutete immerhin darauf hin, dass die neuen Guns trotz allem noch immer laut sein können.

Die «Sunday Times» meint allerdings: «Es ist anders. Was wir hier haben, ist hauptsächlich ein Solo-Album von Axl Rose unter einem Gruppen-Namen.» Das Musikmagazin «Rolling Stone» nennt das Werk seinerseits «ein großartiges, kühnes, verrücktes und kompromissloses Hard-Rock-Album». Eines ist es auf jeden Fall schon mal: das Ende einer sehr langen Wartezeit.

www.gunsnroses.de (dpa)