Britische Soul-Pop-Hoffnung Olivia Dean: „Was im Trend liegt, interessiert mich nicht“
Nach dem Durchbruch ist das zweite Album für viele Musiker eine echte Herausforderung. Die Britin Olivia Dean ließ sich davon nicht beirren und liefert nach „Messy“ einen zeitlos guten Nachfolger.

London - Nach mehreren EPs und unzähligen Live-Auftritten gelang Olivia Dean vor zwei Jahren mit ihrem ersten Studioalbum „Messy“ der Durchbruch. Inzwischen zählt die 26-jährige Britin vor allem in ihrer Heimat zu den angesagtesten Popstars. Dabei passt dieses Etikett nur bedingt zu der Sängerin und Songwriterin, die im kommenden Jahr auch in Deutschland auf der Bühne stehen wird. Auf ihrem zweiten Album präsentiert Dean zeitlos gute Musik.
Keine Angst vor dem schwierigen zweiten Album
„The Art Of Loving“ heißt das Werk. Am Anfang habe sie Ehrfurcht vor dem „schwierigen zweiten Album“ verspürt, erzählt Dean im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. „Aber ich wollte, dass es Spaß macht. Also habe ich versucht, mir selbst ein schönes Umfeld zu schaffen und mit guten Menschen zu arbeiten. Und am Ende hatte ich eine großartige Zeit.“
Das hört man. Was die wunderbare erste Single „Nice To Each Other“ versprach, halten die anderen elf Songs. „The Art Of Loving“ ist ein Album zum Genießen - voller Wärme und mit einer angenehm positiven Aura, mitunter auch mit romantischem Flair. Das ist zeitloser, sanfter Pop und Soul, der Erinnerungen an einige der ganz großen Sänger und Sängerinnen weckt.
Musik zum Genießen, die keinen Trends folgt
Vinyl-Fan Dean schwärmt von Carole King, Aretha Franklin und Stevie Wonder. „Die ganze Motown-Ära war für mich eine goldene Zeit der Musik“, sagt sie. „Mein Ziel ist es einfach, etwas zu machen, das bleibt. Musik, zu der man immer wieder zurückkehren kann, nicht irgendwas, das nur gerade im Trend liegt oder irgendeiner Genre-Welle hinterherläuft. So etwas interessiert mich nicht besonders.“
Bei „So Easy To Fall In Love“, einem der schönsten Songs des Albums, bezirzen dezente Trompeten und sanfte Streicher das Gehör. Man denkt sofort an Songwriter-Legende Burt Bacharach („I Say A Little Prayer“, „Walk On By“). Darauf angesprochen, strahlt Olivia Dean. „Er war tatsächlich eine große Inspiration für dieses Lied“, bestätigt sie. „Ich finde, Burt Bacharach ist großartig, und ich liebe diese Ära und diesen Stil von Musik.“
Sie habe unbedingt mit einem Streicher-Arrangeur arbeiten wollen. „Das hatte ich mir schon lange gewünscht. Außerdem wollte ich mein eigenes Klavier von zu Hause auf dem Album haben. Und ich wollte mehr Uptempo-Songs machen. Ich tanze gern, und abgesehen von meiner sehr melancholischen, ernsten Seite bin ich eine sehr fröhliche Person. Ich wollte, dass die Musik das widerspiegelt.“ Eines der besten Beispiele dafür ist das launig-groovige „Man I Need“.
Dean will sich den Erfolg nicht zu Kopf steigen lassen
Mit ihrem zweiten Album wird Olivia Dean ihren Ruf als führende neue Stimme des Neo-Soul und Pop festigen. Wobei sie solche Superlative mit Vorsicht genießt. „Natürlich ist es schön, anerkannt zu werden, weil ich viel Herz in meine Arbeit stecke“, sagt sie. „Aber ich brauche keine Labels oder den Anspruch, die Stimme von etwas zu sein. Solche Bezeichnungen können einem zu Kopf steigen.“
Davon, dass das bisher nicht passiert ist, zeugt dieses Beispiel: Darauf angesprochen, dass sie im Oktober fünfmal im New Yorker Madison Square Garden auf der Bühne steht, winkt Dean ab. „Im Vorprogramm“, betont sie bescheiden. „Ich trete dort im Vorprogramm von Sabrina Carpenter auf.“ Im Mai 2026 wird sie allerdings in ihrer Heimatstadt viermal die große o2-Arena füllen. Die Konzerte sind schon lange ausverkauft. Kurz darauf wird sie in Düsseldorf (11. Mai) und Berlin (12. Mai) auftreten.
„Die Leute haben bestimmt schon genug von mir“, scherzt Olivia Dean. „Ich betrachte mich als Person, die auch neben der Musik und neben der Bühne ein Leben hat. Ich habe immer noch meine Schulfreunde. Ich wohne mit meiner besten Freundin zusammen. Und ehrlich gesagt, wenn ich nicht gerade arbeite, passiert bei mir auch nichts Aufregendes. Ich bin zu Hause, koche, schaue Serien oder mache Yoga.“