Musik Musik: Sting-Tochter I Blame Coco veröffentlicht ihr Debütalbum

Berlin/dapd. - Sie wirkt schüchtern, fast scheu - und meilenweit entfernt von denunterkühlten Bildern aus dem Videoclip zu «Self Machine». Doch derPlattenfirma lief bei Vertragsabschluss sicher das Wasser im Mundezusammen: Die 20-jährige Britin, die als I Blame Coco Musik macht,ist die Tochter von Sting. Am 11. Februar kommt ihr Debüt «TheConstant» in Deutschland auf den Markt.
In Großbritannien erschien die Platte bereits 2010 - und heimstesowohl positive Kritiken für ihre raue Stimme als auch abwertendeUrteile à la «langweiliger Plastikpop» ein. Der Durchbruch in denCharts gelang Coco, die schon als 15-Jährige Musik machte, in derHeimat noch nicht. Zu Unrecht: «The Constant» ist ein eingängigesAlbum, auf dem viele Stücke durchaus das Zeug zum Hit haben.Vielleicht hatte England nach zahlreichen Newcomern von La Roux bisLittle Boots jüngst auch einfach erstmal genug von jungenElektro-Pop-Fräuleins.
Zwtl: «The Constant» wurde in Schweden produziert
Coco wurde Eliot Paulina Sumner schon als Kind genannt, damalshörte sie noch die Sex Pistols, als Teenager spielte sie dann inSka- und Reggae-Bands. «The Constant» ist nun trotz auffälligernster Texte ein poppiges Werk im Stil der 80er geworden - auchwenn Coco diese Zeit nur vom Hörensagen kennt. Sie habe einfach maletwas anderes machen wollen, sagt sie. Als sie an der Plattearbeitete, hörte sie Bands wie Kraftwerk und Fleetwood Mac.
Aufgenommen hat Coco «The Constant» in Schweden. «Ich wollteirgendwohin, wo ich vorher noch nie war. Es war ein bisschen wie einTier in der Wildnis aussetzen.» Am Anfang sei das etwasfurchteinflößend gewesen, sie habe niemanden gekannt und nichtgewusst, ob sie wirklich bleiben wolle. «Aber ich musste an einemfremden Ort sein, um die Platte aufzunehmen.» Die Songs sollten neuund frisch klingen und nicht an etwas erinnern, was sie vorher schongemacht hatte.
Zwtl: Songs aus dem Unterbewusstsein
Für ihre Songs taucht Coco in ihr «Unterbewusstsein» ab. «DeinUnterbewusstsein ist etwas, das nicht beeinflusst werden kann. Esist deine wahre Seele, deine wahre Stimme», sagt sie. Ein Lied, dassie einmal niedergeschrieben hat, ändert sie daher auch nicht mehr.Sie könne auch einfach Stücke über Liebe oder Glück schreiben, sagtCoco: «Aber ich glaube nicht, dass das Leben so simpel ist.»
Die 20-Jährige ist der nachdenkliche Außenseiter-Typ, das ernsteMädchen, das früher auf dem Schulhof wahrscheinlich meist alleinestand, weil sie mit den Interessen der anderen nicht viel gemeinsamhatte. «Ich sehe die Welt durch eine dunklere Linse und ich magdas», sagt sie.
Zwtl: Coco singt «Vergesst meinen Vater»
Coco sieht und hört man ihren Vater zwar an. Über ihren berühmtenVorfahren reden mag die junge Sängerin indes definitiv nicht. «MeinVater und ich sprechen nicht öffentlich übereinander. Wir lieben unsund wir versuchen, uns gegenseitig zu schützen.» Arbeit und Familiegehören für sie streng getrennt. In einem ihrer frühen Songs sangCoco: «Vergesst meinen Vater, ihr müsst meine Band hören.»
Dreckiges Potenzial hat Coco übrigens auch: Als sie den Song«Caesar» schrieb, in dem sie sich über banale Politiker-Floskelnlustig macht, war sie betrunken. Sie war mit ihrem Produzenten KlasAhlund und dessen Band feiern, als die Nachricht des Labels kam:«Wir brauchen eine weitere Single, einen Hit.» Coco und Klas sagtensich: «Das machen wir nicht, wir schicken denen jetzt das kompletteGegenteil - einen Punksong.» Der Witz zündete jedoch nicht, diePlattenfirma liebte «Caesar».
Mit der Arbeit an ihrer zweiten Platte hat Coco übrigens schonbegonnen: «Ich möchte ein richtiges Rock 'n' Roll Album mit vielenGitarren machen.»