Musik Musik: «So schön kann doch kein Mann sein»

Hamburg/dpa. - Bei dem Namen Gitte fallen Schlagerfans etlicheOhrwürmer ein: Vom kecken «Ich will 'nen Cowboy als Mann» über «So schön kann doch kein Mann sein» bis zum rockigen «Ich will alles».Seit mehr als 50 Jahren steht die dänische Jazz- und Popsängerin aufder Bühne, an diesem Donnerstag (29. Juni) wird sie 60 Jahre alt. EinDatum, dem sie selbst keine große Bedeutung beimisst. Genauso wenigwie dem Alter. Wenn es nach ihr ginge, stünde hier nur: «Gitte hatGeburtstag. Herzlichen Glückwunsch!» Gefeiert wird trotzdem -zusammen mit ihrer 92-jährigen Mutter auf einem Kreuzfahrtschiff.
Statt von ihrer Karriere - «dieses Wort mag ich gar nicht» -spricht sie lieber von einer «Liebesgeschichte» mit dem Publikum.Diese Beziehung begann für sie schon im Alter von acht Jahren. Damalsnahm sie mit ihrem Vater, einem bekannten dänischen Liedermacher, inKopenhagen ihre erste Schallplatte auf.
Im Jahr 2004 feierte die Sängerin mit dem schelmischen Lächelndann ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Ein Künstlerleben vollerWandlungen, die sich auch im Namen niederschlugen: Aus Gitte, demKinderstar der 50er Jahre und dem Schlageridol der 60er und 70erJahre, wurde in den 80er Jahren Gitte Hænning, die auch ihr deutschesPublikum für einfühlsame Jazz- und Rockinterpretationen gewinnenkonnte.
2004 legte sie dann unter ihrem vollen Namen Gitte Hænning-Johansson ihr persönlichstes Werk vor. Mit dem Album «Johansson»erweist sie auch ihrem verstorbenen Vater und seiner Herkunft eineReferenz: «Die Dänen werden es nicht gern hören, aber nun gesteheich: Ich bin zur Hälfte schwedisch und heiße Johansson.» Das Albumumfasst traditionelle schwedische Lieder, aber auch Songs auf Deutschund Englisch wie «Sturmkind» oder «The Rain». Ihr Credo: «Ich willBrücken bauen.»
Trotz aller Metamorphosen hängen ältere deutsche Fans immer nocham Bild von der besseren Hälfte des «Traumpaares der 60er Jahre»Gitte & Rex Gildo («Vom Stadtpark die Laternen»). Und so manche Frauerinnert sich an die trotzige Bestätigung, die Lieder wie «Freu' Dichbloß nicht zu früh» oder «Ich bin stark» auslösten.
Nun, im 21. Jahrhundert, fließen all diese Erfahrungen in die Show«Gitte, Wencke, Siw» ein, mit der die Dänin, die Norwegerin WenckeMyhre und die Schwedin Siw Malmkvist seit 2004 durch die Landetouren. Dabei ernten die Drei für ihr Können, ihren Humor und ihreSelbstironie Jubelstürme. 2007 will sich Gitte Hænning-Johansson abermehr auf ihre Solo-Karriere konzentrieren und auch wieder inSkandinavien auftreten.
In ihrer Heimat Dänemark stand sie zuletzt nur sporadisch auf derBühne. Warum sie schon seit mehr als zwei Jahrzehnten vor allem inDeutschland lebt, vermag sie selbst nicht zu sagen. «Ich hatte hierein paar Liebschaften und bin einfach hängen geblieben», erzählt sieund betont: «Ich bin eben eine Kosmopolitin.» Zu den Liebschaftengehörte auch eine kurze Ehe in den 70er Jahren.
Sie verliebe sich gern, schränke sich aber ungern ein, hatte sieeinmal der Zeitschrift «Für Sie» erzählt. «Ich brauche nicht dauerndeinen Mann um mich herum.» Darum wohne sie auch allein. Beruflichwill sie sich ebenfalls nicht einschränken. Erst wenn es ihr schlechtgehe und sie deshalb nichts mehr zu geben habe, sei Schluss, sagtesie wenige Tage vor ihrem 60. Geburtstag: «Ich kenne keine Grenzen inmeinem Leben.»