Musik-Museum Musik-Museum: Saniertes Friedemann-Bach-Haus öffnet
Halle (Saale)/MZ. - Der Geruch von frischer Farbe liegt in der Luft. Laminat- und Dielenboden sind auf Hochglanz poliert. Und an manchen gerade lackierten Treppengeländern bleiben die Finger beim Herüberstreichen kleben.
Auf den letzten Drücker sei die vollständige Sanierung der ersten beiden Etagen des Wilhelm-Friedemann-Bach-Hauses fertig geworden, sagte der Geschäftsführer der halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG), Heinrich Wahlen, gestern bei der offiziellen Wiedereröffnung in der Großen Klausstraße 12. Noch bis zum Mittag war das Haus nicht von Musik, sondern von Baulärm erfüllt.
Drei Jahre hat die über eine Million Euro teure Sanierung des Gemeinschaftsprojektes des Hauseigentümers HWG und der Händelhaus-Stiftung gedauert. Nur zehn Tage lang hatten die Hallenser im Rahmen der Händel-Festspiele 2010 die Möglichkeit, die Ausstellung über die Musikgeschichte Halles in der ersten Etage zu besichtigen. Dann schlossen sich die Pforten des in manchen Teilen fast 500 Jahre alten Kleinods. Und so mancher Bürger argwöhnte, ob das weiße Eckhaus am Hallorenring pünktlich zu den diesjährigen Händel-Festspielen fertig sei. Als Sensation bezeichnete Clemens Birnbaum, Direktor der Stiftung Händel-Haus, die Wiederöffnung. "Es ist ein neuer kultureller Gedächtnisort in Halle entstanden", sagte er, "und das in so kurzer Zeit".
Ab heute sind die Pforten des zweiten Musikmuseums in Halle geöffnet, das die reiche Musikgeschichte der Stadt illustrieren soll. In den Räumen, in welchen der sogenannte hallesche Bach, Wilhelm Friedemann Bach, 24 Jahre lebte, liebte und höchstwahrscheinlich musizierte. Der älteste Sohn des Thomaskantors soll mit der neuen Ausstellung nicht nur aus dem Schatten seines Vaters, sondern auch aus dem des größten Sohnes Halles, Georg Friedrich Händel, heraustreten. Zwar werden sowohl Bach Senior als auch Händel in der Schau mit Ausstellungsräumen bedacht. Doch hier sind sie ebenso wie Wilhelm Friedemann Bach, Samuel Scheidt, Johann Friedrich Reichardt, Carl Loewe und Robert Franz lediglich Puzzleteile, aus denen sich das Bild vom Musikleben der Stadt zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert zusammensetzt.
Mit diesen bedeutenden Komponisten-Persönlichkeiten erzählt die Schau die Musikgeschichte der Stadt. Ergänzt werden sie mit einzelnen Überblicksdarstellungen wie einem Stadtplan, auf dem zahlreiche Adressen, die mit dem lokalen Musikleben zusammenhängen, markiert sind. Die Ausgestaltung der Ausstellungsräume, die den halleschen Musikern gewidmet sind, ist genauso geblieben wie sie die Besucher vor zwei Jahren sahen. Neben den einzelnen Porträts hängen jeweils Texttafeln zu Leben und Werk und auf biografischen Aspekten basierende Bildercollagen. In jedem Raum dominiert eine Farbe, die Orientierung bieten soll beim Gang durch die Geschichte. Einzelne historische Instrumente und Klangstationen, an denen die Besucher über Kopfhörer sich in das musikalische Werk der Komponisten vertiefen können, ergänzen die einzelnen Stationen. Recht konventionell, wenig interaktiv, doch sehr übersichtlich und liebvoll arrangiert ist das.
Wirklich neu und von besonderem Wert ist die Erschließung zweier weiterer Räume einschließlich eines Vorraums, die sich quasi auf halber Treppe zwischen dem Erdgeschoss und der ersten Etage befinden. Darunter die Bohlenstube. 1554 entstand der repräsentative komplett mit dunklem Holz ausgestaltete Raum. Ob Friedemann Bach in diesem Zimmer wirklich wohnte, bleibt ungewiss. Sicher ist, dass diese Räumlichkeiten bereits existierten, als der Organist in der Großen Klausstraße lebte. Im Gegensatz zu den übrigen Ausstellungsräumen. Dem Thema Hausmusik in Halle sind die neu sanierten Räume gewidmet. In der Mitte der Bohlenstube sind drei teilweise reich verzierte in der Hausmusik während der Renaissance häufig verwendete Instrumente ausgestellt: Laute, Gambe und Virginal. Im kleinen Bohlenzimmer sind wertvolle Einzelstücke hallescher Instrumentenbauer zu sehen.
Während der Händel-Festspiele öffnet das Friedemann-Bach-Haus täglich von 10 bis 19 Uhr. Ansonsten freitags und samstags 10 bis 18 Uhr.