Musik Musik: Kopenhagen eröffnet seine neue Oper

Kopenhagen/dpa. - Für das viele Geld vom reichsten Mann im ganzen Königreich habendie Dänen nun ohne eine Krone aus der Steuerkasse das vielleichtgroßzügigste Opernhaus der Welt bekommen. Musikkritiker loben dieAkustik im großen Saal für maximal 1 700 Zuschauer als «Weltklasse».Bei dem in nur vier Jahren hochgezogenen Bau wurde an nichts gespart.Modernste Bühnentechnik, 1000 Räume auf 14 Stockwerken mit einerGesamtfläche von 41 000 Quadratmetern, edelste Holzarten auch nochfür die Holzstege und Brücken rund um die Inselanlage, italienischerMarmor im Foyer, die Decke im großen Saal mit 24-karätigem Blattgoldbedeckt - Mc-Kinney Møller war nur das Teuerste gut genug.
Während das Innere einschließlich des mit 4000 Quadratmeterngewaltigen Foyers von Architekturkritikern überwiegend positivaufgenommen wurde, kam die optisch zentrale Vorderfassade mitdirektem Blick auf Schloss Amalienborg in der Kritik ganz schlechtweg. Mc-Kinney Møller persönlich hatte dem dänischen StararchitektenHenning Larsen die zunächst geplante offene Glasfassade gestrichenund stattdessen eine geschlossen wirkende Lösung mit gerundetenMetallbändern durchgesetzt.
Die Kopenhagener Zeitung «Politiken» verglich diesesAushängeschild des Opernneubaus mit der Kühlerhaube einesPontiac-Straßenkreuzers, Baujahr 1955. Wie andere Medien auchkritisierte das Blatt außerdem immer wieder, dass der Spender von derdänischen Regierung und der Hauptstadt freie Hand für dieDurchsetzung seiner ganz persönlichen Wünsche erhalten hat. Zu denengehörte nicht zuletzt, dass die Oper in einer Sichtachse mit derResidenz von Königin Margrethe gebaut werden musste. Eine Lösung fürdie Verkehrsanbindung der Operninsel gibt es jedoch noch nicht.
Dänemarks Opernfans stört das alles zumindest vorerst nicht. Dieerste Saison mit mehreren spektakulären Opern- undBallettaufführungen ist so gut wie ausverkauft. Neben «Aida» mitStartenor Roberta Alagna steht unter anderem die Weltpremiere einesBallettstückes von John Neumeier auf dem Programm. Zu dem in Dänemarkganz groß begangenen 200. Geburtstag des Märchendichters HansChristian Andersen hat der Hamburger Ballettchef dessen «KleineMeerjungfrau» choreografiert. Neumeier ist mit der kunstbegeistertendänischen Königin Margrethe gut befreundet.
Wenn sich der Vorhang für das Neumeier-Ballett öffnet, schließtsich im neuen Opernhaus ein enger geschichtlicher und kulturellerKreis: Von der Oper nur durch Wasser getrennt und in Sichtweite liegtnicht nur Andersens nur 1,20 Meter hohe und weltberühmte KleineMeerjungfrau in Bronze, sondern auch die ehemalige Wohnung ihresliterarischen Schöpfers im alten Kopenhagener Hafen.