1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Musik: Musik: Keimzeit feiert 25. Geburtstag

Musik Musik: Keimzeit feiert 25. Geburtstag

Von Thomas Kunze 11.04.2005, 06:23

Berlin/dpa. - Tatsächlich feiert Keimzeit 2005 schon das25-jährige Bestehen der Band, und Frontmann Norbert Leisegang wird45. Im Kontrast dazu schweben die Songs der Gruppe immer nochirgendwie zwischen Jugend und Erwachsensein.

Einiges Aufsehen hat das Stück «Rentner» vom neuen, neunten Album«Privates Kino» erregt. «Rentner im Rudel nerven..., böse, böseschnarren sie durch die Welt... Alte Leute sind wie Kinder ohneerziehende Vormundschaft, schwer überfordert von einer fremden Welt»,heißt es dort, was der Band Proteste von Seniorenorganisationeneintrug. Bandchef Leisegang sagt dazu: «So bitterböse war es garnicht gemeint, ich bin ja selbst in 20 Jahren so weit.»

Aber auch andere bekommen ihr Fett weg, etwa in dem Lied «Ganznormale Frauen»: «Ganz normale Frauen wähnen sich sündhaft jung, dieEinfalt schaut durch einen schmalen Spalt.» Sich selbst nimmtLeisegang, der alle Texte geschrieben hat, von derlei Ironie nichtaus: «Als der Sänger noch jung war, klang seine Stimme rau undwild/Als der Sänger noch jung war, hat sie von Abgründen erzählt»,heißt es in dem Stück «Sängerin».

Das erneut von Franz Plasa produzierte Album ist auch musikalischhärter als frühere. «Das war gewollt, es sollte aggressiver klingen»,meint Leisegang. Die Gruppe hat sich mittlerweile auch verjüngt. Der1972 geborene Rüdiger Feuerbach ist für den langjährigen GitarristenUlrich Sende gekommen. «Er bringt eine Menge frischen Wind in dieBand», sagt Leisegang.

Die Gruppe zählt seit Jahren zu den erfolgreichsten im Osten. DieTextzeile «Lass es laufen den Berg hinunter/Lass es laufen durchsTal...» aus dem Titel «So» vom ersten Album «Irrenhaus» könnte alsBandmotto gelten. Mit dem Wende-Song «Irrenhaus» hatte Keimzeit 1990präzise den Nerv jener Zeit getroffen: «Irre ins Irrenhaus, dieSchlauen ins Parlament/Selber schuld daran, wer die Zeichen der Zeitnicht erkennt».

Die Band war 1980 unter dem Namen «Jogger» in Lütte bei Potsdamals reines Familienquartett der Geschwister Norbert (Gesang undGitarre), Roland (Schlagzeug ), Hartmut (Bass) und Marion Leisegang(Gesang) aus der Taufe gehoben worden. 1982 gab sie sich dendoppelsinnigen Namen Keimzeit. War sie in den 80er Jahren noch einGeheimtipp, spielte sie sich nach der Wende mit Ohrwürmern wie «KlingKlang» in die Herzen des Publikums. Auch wenn die großen Hits in denvergangenen Jahren ausblieben, hat die Gruppe nach wie vor eine großeFangemeinde.

Keimzeit-Auftritte sind immer etwas besonderes. Der Band ist diepure Lust an der Musik anzumerken, die Fans fungieren alsBackgroundchor. «Fünf Stunden wie früher spielen wir aber nicht mehr,in der Hinsicht sind wir wohl doch erwachsener und professionellergeworden», sagt Norbert Leisegang.

Nach dem Auftakt am 13. April in Halle/Saale stehen unter anderemAuftritte am 15. April im sächsischen Freiberg, am 20. in Berlin(Huxley's Neue Welt), am 21. in Magdeburg, am 22. in Braunschweig undam 23. in Erfurt auf dem Tourplan. Für Mai sind beispielsweise Gigsam 9. in Hamburg, am 11. in Frankfurt/Main, am 12. in Köln und am 14.in München geplant.