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Musik im Kopf Musik im Kopf: Wie man Ohrwürmer wieder los wird

Von Cornelia Jeske 30.08.2005, 10:16

Potsdam/München/dpa. - Nicht jeder Song findet den Wegins Gehirn. «Ohrwürmer sind in der Regel nicht kompliziert und sehr simpel gestrickt», sagt Peter Radszuhn, Musikchef beim RBB-Sender«Radio Eins» aus Potsdam. Harmonie und Melodik sind sehr einfach, unddie Tonart ist meistens Dur.

Doch das allein macht einen Song noch nicht zum Ohrwurm. «Es musseine gewisse Penetranz in der Beschallung da sein. Einmal hörenreicht da nicht», erklärt Radszuhn. Auch Lieder, die man nicht mag,kommen so ins Gehirn - man muss sie nur oft genug gehört haben.

David Ziegler, On-Air-Designer beim Saarländischen Rundfunk ausSaarbrücken, unterscheidet zwei Arten von Ohrwürmern: «Die einenbilden sich über einen Melodieschnipsel, den man gut nachpfeifen odersummen kann», sagt der Experte. Andere funktionieren über eineneingängigen Text, den die Hörer gut behalten.

Wer sich einen Ohrwurm eingefangen hat, merkt das meistens nichtsofort. «Ein Ohrwurm tritt auf, wenn das Gehirn nicht ausgelastetist», sagt der Psychologie-Professor Thomas Stoffer von derLudwig-Maximilians-Universität München. Der Ohrwurm wurmt also nichtim Arbeitsstress, sondern eher beim Geschirrspülen oder Einkaufen.

Ob ein Ohrwurm nervt oder die Stimmung hebt, macht dieJazz-Sängerin Jocelyn B. Smith aus Berlin von der Tonart abhängig:«Ein Ohrwurm kann angenehm sein, wenn er auf Dur komponiert wurde unddaher vor allem optimistisch und euphorisch klingt». Lieder in Mollhingegen wecken oft auch traurige Gefühle. Aber nicht nur Hitsgelangen ins Hirn. Auch klassische Musik oder komplizierteJazz-Stücke können zum Ohrwurm werden.

Wie lange ein Stück im Ohr bleibt, hängt von der Art der Musik ab.«Bei Popmusik ist die Halbwertszeit im Vergleich zur klassischenMusik nicht so groß», sagt Stoffer. «Eine neu aufgenommeneInformation kann eine alte überdecken, wenn diese der anderen sehrähnlich ist. Das ist bei Popmusik-Stücken häufig der Fall.»Klassische Musik hingegen könne ein Leben lang im Hirn festhängen.

Einen ungeliebten Ohrwurm wird man am besten wieder los, indem manselbst aktiv Musik macht und etwas ganz anderes singt, was dannvielleicht selbst zum Ohrwurm wird, sagt Stoffer. Oft helfe aberschon, andere Musik zu hören und sich damit von dem Ohrwurmabzulenken, erklärt Ziegler. Wichtig sei dabei, dass die Musik sichstark von der unterscheidet, die man im Kopf hat. «Wer ständig einenEminem-Rap mit sich herumträgt, kann den zum Beispiel mit einemgefühlvollen Song ohne Gesang bekämpfen», sagt Smith.

Auf keinen Fall helfe hingegen, wenn man sich bewusst mit demOhrwurm auseinandersetzt. «Dann wird er immer hartnäckiger», sagtRadszuhn. Anne Zander, Musiktherapeutin in Berlin, rät zukapitulieren: «Auch wenn ich das Lied nicht mag, singe ich es lautmit. Dann verschwindet der Ohrwurm in der Regel.»

Einen einfachen Tipp gegen Ohrwürmer hat die Sängerin Smith vonBobby McFerrin, dem Erfinder des Ohrwurms «Don't worrry, be happy»:«Einfach alles abschalten - Radio wie Fernsehen.» Wie allen, die vielarbeiten, tue auch den Ohren ab und zu eine Pause gut.