Musik Musik: Grammy-Gewinner Compay Segundo gestorben
Mexiko-Stadt/Madrid/dpa. - Der legendäre kubanische MusikerCompay Segundo ist tot. Der mit dem Film «Buena Vista Social Club»weltberühmt gewordene Künstler starb am Sonntagabend (Ortszeit) imAlter von 95 Jahren nach einem längeren Nierenleiden in Havanna, wieseine Plattenfirma am Montag in Madrid mitteilte.
Auf Kuba rief die Nachricht Bestürzung hervor. Schon zu Beginn derTotenwache in einer Beerdigungsanstalt Havannas gesellten sich amfrühen Morgen (Ortszeit) Hunderte von Menschen zu den trauerndenFamilienangehörigen und Freunden. Die Leiche sollte nachmittags -gemäß einem letzten Wunsch von Compay Segundo - in die Geburtsstadtdes Musikers, Santiago de Cuba etwa 950 Kilometer östlich vonHavanna, gebracht werden. Dort sollte Compay, wie er wollte, mit vieltraditioneller Musik beerdigt werden.
Alle Fernsehsender der sozialistischen Karibik-Insel zeigtenVideos des Grammy-Gewinners. «Sein Tod hinterläßt eine nicht zuschließende Lücke in der kubanischen Musik», schrieb die nationaleNachrichtenagentur «Prensa Latina». Compays Werke, wie «Macusa» oder«Chan Chan», würden aber ewig lebendig bleiben.
Noch am Samstag hatte seine elfköpfige Band ihn mit einem Konzertin der kubanischen Hauptstadt gewürdigt. «Wenn er nicht wieder gesundwird, möchten wir, dass er sich zurückzieht. Er ist schon sehr langedabei», sagte einer der Söhne des Sängers und Gitarristen.
In einem Alter, in dem andere längst im Ruhestand sind, fing fürCompay die Karriere erst richtig an. Die zusammen mit anderenkubanischen Musikern wie Ibrahim Ferrer und Rubén Gonzálezaufgenommene CD «Buena Vista Social Club», produziert von Ry Cooder,und der dazugehörige Film von Wim Wenders machten ihn auf seine altenTage zum Star. Im Alter von über 90 Jahren ging er noch auf Tournee.
Mit bürgerlichem Namen hieß Compay eigentlich Francisco Repiladound wurde am 18. November 1907 in Siboney nahe der ostkubanischenStadt Santiago de Cuba geboren. Seine Musikerlaufbahn begann er inder städtischen Kapelle von Santiago, in der er Gitarre undKlarinette spielte. 1942 gründete er zusammen mit Lorenzo Hierrezuelodas Duo «Los Compadres» (Die Kameraden). Weil er im Duo der zweitewar, blieb an ihm schließlich «Compay Segundo» als Spitzname hängen.
Außer als Interpret des Son, der klassischen kubanischenTanzmusik, verdiente Compay über viele Jahre seinen Lebensunterhaltals Landarbeiter und als Zigarrendreher in der Havanna-FabrikH.Upmann. 1974 wurde er pensioniert. Als Cooder ihn für das Buena-Vista-Projekt mobilisierte, hatte er schon seit 15 Jahren keinePlatte mehr aufgenommen und war in Kuba schon etwas in Vergessenheitgeraten. Seit Buena Vista gewann er Millionen von Fans. Alsprominenteste Anhänger nannte er einmal Kubas Präsident Fidel Castround Papst Johannes Paul II.
Zu seinen Markenzeichen zählten neben der selbst konzipiertensiebensaitigen Gitarre («Armonica») auch die Zigarre und seine Hüte,die bei internationalen Havanna-Festivals für fünfstellige Dollar-Beträge versteigert wurden. Bis ins hohe Alter von scheinbarungebrochener Vitalität versicherte Compay, der zuletzt mit einer 50Jahre jüngeren Frau verheiratet war, in Interviews bisweilen, erwolle seinen fünf Kindern noch ein sechstes hinzufügen.
Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich allerdingsin den vergangenen Wochen rapide. Nachdem die Ärzte ihm absolute Ruheverordnet hatten, sagte der Musiker erst vergangene Woche alle fürdieses Jahr geplanten Konzerte in London, Portugal und Spanien ab.
Tabak und Rum genoss der Musiker bis ans Ende seiner Tage, «aberin Maßen», wie er versicherte: «Hätte ich immer viel Rum getrunken,wäre ich nicht geworden, was ich bin.»