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Musik Musik: Fans feiern in Frankfurt Rockfest mit Bruce Springsteen

Von Jörn Bender 18.05.2006, 11:24
Der US-Sänger Bruce Springsteen (M.) präsentiert am Mittwoch (17.05.2006) bei seinem Konzert mit der «Seeger Sessions Band» in der Festhalle in Frankfurt am Main sein neues Album «We Shall Overcome: The Seeger Sessions». (Foto: dpa)
Der US-Sänger Bruce Springsteen (M.) präsentiert am Mittwoch (17.05.2006) bei seinem Konzert mit der «Seeger Sessions Band» in der Festhalle in Frankfurt am Main sein neues Album «We Shall Overcome: The Seeger Sessions». (Foto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Selbst der «Boss» staunte: «Ihr seid gutvorbereitet», lobte Bruce Springsteen die 8000 Fans in Frankfurt.Noch keine vier Wochen ist sein neues Album «We Shall Overcome: The Seeger Sessions» in Deutschland auf dem Markt - doch das reichte. Vomersten Song an sang das Publikum in der Festhalle am Mittwochabendlauthals mit, wo immer es passte. Das einzige Deutschlandkonzert desUS-Sängers während seiner kurzfristig angesetzten Europatour wurdezur Party: «Das ist ja ein Rockfest hier», befand Springsteensichtlich gelöst gegen Ende der gut zweieinhalbstündigen Show.

Der 56-Jährige und 16 Straßenmusiker sorgten für entsprechendeStimmung. Mit Akkordeon, Fiedel, Banjo und Saxofon jazzten, bluestenund rockten sie Songs des US-Bürgerrechtlers Pete Seeger: «JessieJames», «Pay Me My Money Down», «My Oklahoma Home». Natürlich gehörteauch der Gospel «We Shall Overcome» zum Programm, laut Springsteender «wahrscheinlich politischste Protestsong aller Zeiten», und«Shenandoah» («Eine großartige irische Anti-Kriegs-Ballade.»).

Springsteen bleibt seinem Kampf gegen Missstände und für dieMenschenrechte treu, indem er sich aus dem Repertoire des Folksängersund Friedensaktivisten Seeger bedient - auch wenn er sich musikalischauf Neuland wagte: Für die Aufnahme des Albums hatte Springsteen dieStraßenmusiker auf seine Farm im US-Bundesstaat New Jersey eingeladenund Medienberichten zufolge «einfach drauflos geschrammelt».

Sein neues Projekt sei «ein Zurück und ein Vorwärts zu derUngezwungenheit, zur Freiheit und zur Kreativität meiner frühestenMusik», sagt Springsteen. «Man hört nicht, wie die Musik gespieltwird, sondern wie sie gemacht wird. Wir hatten so viel Spaß dabei.»Dass das keine Phrasen sind, bestätigte sich in der FrankfurterFesthalle: «Es ist schön, wieder hier zu sein, wir werden viel Spaßhaben», versprach der «Boss» gleich zu Anfang. Im Laufe des Konzertsdürfte sich mancher mittanzende Fan tatsächlich an Jazz-Bars in NewOrleans erinnert gefühlt haben, die Springsteen an einer Stelle sogarausdrücklich erwähnt: «New Orleans ist die Wiege der amerikanischenMusik.»

Das neue Album - schon das zweite nach «Devils & Dust» imvergangenen Jahr, das Springsteen ohne die legendäre E-Street-Bandaufnahm - scheint bei den Fans anzukommen. Anfang Mai sprang «WeShall Overcome: The Seeger Sessions» auf Anhieb auf Rang 5 derdeutschen Album-Charts. Das Konzert in Frankfurt, das erst im Aprilangekündigt worden war, war nach Angaben von Veranstalter MarekLieberberg binnen einer Stunde ausverkauft.

Ein bisschen Altbewährtes bot Springsteen, der es mit «Born In TheU.S.A.» (1984) und «Streets Of Philadelphia» (1994) zu Weltruhmbrachte, als Zugabe auch noch: etwa den Song «My City Of Ruins» vomAlbum «The Rising» (2002), das sich mit den Terroranschlägen auf NewYork und Washington vom 11. September 2001 beschäftigte.

Der Partystimmung der meisten der 8000 Fans taten die teilsernsten Themen der Lieder ebenso wenig Abbruch wie die technischenProbleme bei der Videoübertragung in der Halle. Nach Ende desKonzertes feierten viele im Freien weiter. Kräftiger Beifallbegleitete den Bus der Musiker in die Frankfurter Nacht.

Beinahe jedoch wäre alles ganz anders gekommen: Auf dem Flug anden Main musste Springsteens Privatjet wegen technischer Probleme inAmsterdam landen. Die SN Brussels Airlines sprang nach Angaben vomDonnerstag kurzerhand ein und flog die Musiker mit gut einstündigerVerspätung nach Frankfurt.